Am 6. Juni wählt die Synode, das Parlament, der Reformierten Landeskirche Aargau voraussichtlich einen neuen Kirchenratspräsidenten. Damit sich die rund 180 Synodalen auf die Wahl vorbereiten können, waren sie am Abend 2. Mais zu einem öffentlichen Hearing in Aarau mit den bis dahin bekannten Kandidatinnen und Kandidaten eingeladen. Vier Theologen stand den Moderatoren und Synodalen Rede und Antwort: Martin Keller, Christoph Ramstein, Christoph Weber-Berg, Philippe Woodtli.
Plätze besetzt, als Synodepräsidentin Silvia Kistler die Synodalen und viele Gäste zum Hearing mit vier Kandidaten für das Kirchenratspräsidium der Reformierten Landeskirche Aargau begrüsste. Gleich zu Beginn kündigte sie an, dass am Tag zuvor Pfr. Hans-Peter Geiser seine Kandidatur angemeldet habe. Wegen der späten Meldung könne er aber nicht mehr regulär am Hearing teilnehmen. Er könne seine Kandidatur aber am Schluss der Veranstaltung präsentieren, erklärte Kistler. Das Hearing wurde von zwei sehr gut vorbereiteten Moderatoren geleitet: Zunächst stellte Dr. theol. Henry Sturcke, Dekan des Dekanats Lenzburg und Gemeindepfarrer in Muri Fragen zur Theologie und zum Kirchenverständnis. Anschliessend befragte Prof. Dr. Ruedi Nützi, Direktor der Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz, die vier Kandidaten zu ihrer Führungserfahrung, ihrem
Führungsverständnis und zu betriebswirtschaftliche Aspekten. Henry Sturcke stieg mit einer so eminent theologischen Frage ein, dass die vier Kandidaten sichtbar überrascht reagierten: «Wer ist Gott?» Danach orientierten sich seine Fragen stärker an der heutigen Wirklichkeit der
reformierten Kirche: «Mitgliederschwund - müssen wir uns Sorgen machen? Viele sagen "Religion ja - Kirche nein", ist das eine Chance oder ein
Problem für die Kirche? Was können und sollen wir für die junge Generation tun?
Auch den sich abzeichnenden Pfarrermangel in der reformierten Kirche sprach Sturcke an und fragte, was man tun müsse, um den Pfarrernachwuchs
und mehr Studierende für Theologie zu fördern. Zum Schluss ging er auf die vielen laufenden und zum Teil innovativen Projekte der Aargauer
Landeskirche ein und fragte die vier Kandidaten, ob sie Projekte rückgängig und neue Projekte lancieren oder eher das Laufende konsolidieren möchten.
Die zweite Runde eröffnete Ruedi Nützi mit der Frage, über welche Erfahrungen in Führungsfunktionen die vier Kandidaten verfügten und welches Verständnis sie von Führung und Zusammenarbeit hätten. Er legte den Fokus auf die wirtschaftliche Seite der Aufgaben eines Kirchenratspräsidiums und sagte: «Als Präsident sind Sie auch Manager eines Betriebs. Welche betriebswirtschaftlichen Prinzipien sind für Sie wichtig?» Im Blick auf die öffentliche Wirksamkeit der Kirche, die in den Medien gerne an Personen festgemacht wird, fragte er die Kandidaten, wie sie sich ihre mediale Präsenz vorstellten, z.B. «jede Woche einmal in der Zeitung erscheinen».
Im letzten Teil luden die beiden Moderatoren die Synodalen zum Fragen ein, die auch gleich das Verhältnis zwischen den lokalen Kirchgemeindenund der kantonalen Landeskirche ansprachen: Das kirchliche Leben findetin erster Linie in den Gemeinden statt, wozu braucht es dieLandeskirche, fragte der erste Synodale. Eine andere Frage gab quasi dieAntwort darauf, in dem sie die Aufgaben und Anstrengungen derLandeskirche im Blick auf die Politik und die Kantonsregierung ansprach.Dann folgten Nachfragen an einzelne Kandidaten zu Themen wieGlaubenskurse, Musik, Angebote für Jugendliche, verständlicheAussprache beim Predigen. Mit der Frage, was die Kandidaten tun würden,wenn sie nur noch die Hälfte der heutigen Finanzmittel zur Verfügunghätten, nahm die Diskussion am Schluss noch einmal etwas Fahrt auf.
Nach der anschliessenden Vorstellung von Hans-Peter Geiser verabschiedete Silvia Kistler die Anwesenden am Ende des fast zweistündigen Abends mit einem Hinweis auf die in den nächsten Wochen folgenden Diskussionen mit den Kandidaten in den Fraktionssitzungen.