Medienmitteilung – Am Samstag fand in Zofingen der gut besuchte kantonale Anlass zum nationalen Flüchtlingstag mit vielfältigen Veranstaltungen statt. An einer Podiumsdiskussion wurden unterschiedliche Meinungen zur Integration deutlich. Neben der politischen Diskussion machten aber die fröhliche Stimmung und viele Begegnungen dem Motto «Miteinander» alle Ehre.
Die verschiedenen Anlässe wurden von lokalen Kirchgemeinden und Vereinen organisiert in Zusammenarbeit mit dem Kanton Aargau, den Aargauer Landeskirchen, den Hilfswerken Caritas Aargau und Heks Aargau-Solothurn und dem Netzwerk Asyl Aargau.
«An den Flüchtlingstagen geht es darum, Kultur zu teilen: Essen, Musik, Wissen, Fähigkeiten. Jedes Volk hat etwas Besonderes zu bieten. Der gegenseitige Austausch bringt eine lebendige Gesellschaft.» Layla Ibrahim, die syrisches Essen anbot, brachte auf den Punkt, worum es am 17. Juni und im ökumenischen Gottesdienst am 18. Juni in Zofingen ging. Durch die Begegnungen und den offenen Austausch von Menschen aus verschiedenen Kulturen und Heimatländern entsteht ein Mehrwert für den Einzelnen und für die ganze Gesellschaft.
App «I-Need» neu auch im Aargau
In Zofingen wurde zum ersten Mal im Aargau die neue App «I-need» speziell für Flüchtlinge in der Schweiz vorgestellt. Mithilfe der App, die in vielen verschiedenen Sprachen verfügbar ist, oder auf der Website www.i-need.ch können Geflüchtete, Bedürftige und Personen, die sie betreuen, auf einfache Weise wichtige Informationen erhalten. Ausgehend von der Frage «Was brauchst Du?» finden sie mit der integrierten Navigation Angebote für Beratung, Gemeinschaft, Kurse und Essen in ihrer Nähe. Die App kann mit dem Suchbegriff «I need Switzerland» im App-Store oder bei Google-Play heruntergeladen werden. Die Inhalte und Angebote der App werden zurzeit von Institutionen wie Anlaufstelle Integration Aargau, HEKS und Caritas, Kirchgemeinden und Pfarreien eingegeben. Die App ist noch im Aufbau begriffen.
So früh wie möglich mit Integration beginnen
Die Stadtkirche Zofingen wurde am Samstagvormittag zum Ort einer lebhaften, informativen und kontroversen Diskussion mit über 100 Zuhörerinnen und Zuhörern über politische und praktische Fragen der Integration von Flüchtlingen in der Schweiz. Lokal-, Kantonal- und Nationalpolitiker, ein Kirchenvertreter, eine Vertreterin der Hilfswerke und eine Flüchtlingsfrau diskutierten durchaus kontrovers, waren sich in einigen Punkten aber auch einig: Für eine erfolgreiche Integration braucht es die echte Bereitschaft aller Beteiligten und neben den staatlichen Bemühungen das Engagement der Zivilgesellschaft. Zu lang dauernde Asylverfahren und schlechte Rechtsbedingungen für vorläufig aufgenommene Personen wirken integrationshindernd. Und Erfolg versprechende Integration kostet etwas.
Flüchtlingsfrau Mahperi Elma appellierte an die Politik, Asylsuchenden besseren Zugang zu Beschäftigungsprogrammen, Deutschkursen und Ausbildungen zu ermöglichen – bereits während des laufenden Asylverfahrens, um keine wertvolle Zeit zu verlieren. Sollten die Betroffenen definitiv hier bleiben können, seien sie im Integrationsprozess schon weit vorangeschritten. Müssten sie ins Heimatland zurück, hätten sie Arbeitserfahrung oder Ausbildung und könnten diese mit nach Hause nehmen. Thomas Burgherr, SVP, war anderer Ansicht: «Nur wer bleiben kann, muss integriert werden» und: «Die Integrationsangebote dürfen nicht von der Rückkehr abhalten».
Cédric Wermuth, SP, brachte ein, dass die Wirtschaft betreffend Integration noch mehr soziale Verantwortung übernehmen könne, zum Beispiel in Berufen mit Fachkräftemangel. Private und kirchliche Initiativen, welche die Integration fördern, wurden sowohl von Nationalrat Cédric Wermuth wie Regierungsrat Urs Hofmann gelobt und verdankt, was das grosse Publikum mit Applaus und der reformierte Kirchenratspräsident Christoph Weber-Berg erfreut entgegen nahmen.
Buntes Miteinander und frohe Feststimmung
Wunderbare Stimmung verbreiteten die Musikgruppe «Claudia Masika und Band» sowie der Chor «Njoy2sing» auf dem Kirchplatz. Viele liessen sich von den afrikanischen Klängen und Rhythmen anlocken und einige trauten sich mitzutanzen. Kulinarisches aus Tibet, Eritrea, Südamerika und Syrien wurde mit Genuss verzehrt.
An einem Stand mit Backwaren fanden liebevoll dekorierte Köstlichkeiten und der nach einer eritreischen Zeremonie frisch gebraute Kaffee guten Absatz, während Interessierte sich an den Ständen der Hilfswerke und beim Kanton über deren Angebote informierten oder auch kritische Fragen stellten. Das Schlangenbrot der Pfadi, die ihr Integrationsprogramm «Topf» vorstellte, war ein Anziehungspunkt. In der Spielecke der Ludothek herrschte fröhlicher Betrieb, am Stand der Stadtbibliothek gab es Literaturtipps. In der Ausstellung «Stell dir vor, jeder Mensch wäre ein Weizenkorn» von Caritas Aargau veranschaulichten Weizenkörner das Verhältnis von Aargauischer Wohnbevölkerung und dem Anteil von Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen.
Zofingen United gewinnt gegen FC Grossrat 6:4
Das Fussballspiel am Samstagnachmittag zwischen Zofingen United und dem FC Grossrat Aargau, verstärkt durch Spieler aus der Region, endete nach einem schnellen, kampfbetonten Match mit 6:4 zu Gunsten des Zofinger Clubs mit jungen Männern aus vielen verschiedenen Nationen. «Fussball ist die grösste Integrationsmaschine weltweit», sagte Grossrat André Rotzetter. In vielen Schweizer Fussballclubs bildeten sechs und mehr Nationen ein gut funktionierendes Team. «Beim Fussball passiert Integration ganz natürlich.»
Zum Abschluss der Flüchtlingstage zelebrierten die reformierte, katholische und eritreische Kirche am Sonntag einen fröhlichen und besinnlichen Gottesdienst in der Stadtkirche Zofingen.