Medienmitteilung – Überraschend deutlich lehnte die neu gewählte Synode der Reformierten Landeskirche Aargau in ihrer konstituierenden Sitzung am Mittwoch im Grossratssaal in Aarau eine kantonale Organisation der Seelsorgestellen in regionalen Kranken- und Pflegeheimen ab.
Nach konkurrenzlosen und eindeutigen Wahlen des Synodebüros und der Geschäftsprüfungskommission für die Amtsperiode 2003 - 2006 und dem feierlichen Abschluss des sechsjährigen Reformprojektes Kirche 2002 verwarfen die Synodalen nach kurzer Diskussion die Kirchenratsvorlage mit erstaunlich grosser Mehrheit. Vor allem die Furcht vor zusätzlichen finanziellen Belastungen und die Ablehnung einer weiteren Zentralisierung der Seelsorge standen dabei im Vordergrund.
Zunächst aber wählten die 175 am Morgen anwesenden Synodalen nach der Inpflichtnahme der 64 neu gewählten Mitglieder in grosser Eintracht das Synodebüro und die Geschäftsprüfungskommission sowie vier Arbeitnehmervertreter in der Verwaltungskommission der landeskirchlichen Pensionskasse. Neuer Präsident der Synode ist der Wettinger Pfarrer Urs Zimmermann, seit bald 30 Jahren Mitglied der Synode und bisher Vizepräsident. Obwohl der Anteil von Frauen (47%) und Männern (53%) in der Synode inzwischen fast ausgeglichen ist, wurde auch als Vizepräsident ein Mann gewählt: Daniel Hehl, Kirchenpfleger aus Oberehrendingen.
Nach den Wahlen begrüssten Präsidentinnen und Präsidenten der Aargauer Landeskirchen (Röm.-kath. und Christkatholisch), der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen im Aargau und der reformierten Kirchen der Nordwestschweiz (Solothurn, Basel-Land und –Stadt) sowie weitere Gäste mit Worten und Geschenken die neue Kirchenratspräsidentin Pfarrerin Claudia Bandixen und den neuen Synodepräsidenten.
Auch am Nachmittag ging es zunächst feierlich weiter: Die Projektkommission Kirche 2002 unter dem Präsidium der Syndalen Brigitte Huwiler legte der Synode nach sechsjähriger Arbeit mit zwei aufeinander folgenden Projektleitenden – seit 2000 Claudia Bandixen – ihren Schlussbericht vor. Sie wurde von Kirchenrat Daniel Strebel und dem Synodepräsidium für ihre ausdauernde und engagierte Arbeit – trotz mancher Meinungsverschiedenheiten – in hohen Tönen gewürdigt und verabschiedet.
Dann aber kam beim einzigen inhaltlichen Entscheidungstraktandum des Tages die grosse Überraschung. Nach dem bereits der Präsident der Geschäftsprüfungskommission, Georg Gremlich und mit anderen Argumenten auch die Synodale Pfarrerin Akke Goudsmit eine kantonale Organisation und damit Zentralisierung der Seelsorge in regionalen Krankenheimen abgelehnt hatten, folgte ihnen nach nur kurzer Diskussion die überwältigende Mehrheit der Synodalen.
Keine kantonale Organisation der Regionalen Seelsorge
Die bestehenden Seelsorgestellen in den Krankenheimen Lindenfeld, Baden, Reusspark, Muri, Brugg und Laurenzenbad, die bisher von kirchlichen Vereinen oder mehreren Kirchgemeinden gemeinsam auf regionaler Ebene finanziert werden, sollten gemäss Antrag des Kirchenrates ab 2004 von der Landeskirche übernommen und von der Zentralkasse finanziert werden. Der Zentralkassenbeitrag der Kirchgemeinden hätte entsprechend den Kosten für die bestehenden Stellen um ca. 285'000 Franken erhöht werden müssen. Dieses Anliegen war ursprünglich in Form einer Motion von Kirchgemeinden, die eine gerechtere Verteilung der finanziellen Aufwendungen für die bestehenden Stellen gewünscht hatten, eingebracht worden. Der Kirchenrat wollte dem Anliegen der Motionäre mit seiner Vorlage entsprechen.
Die Synodalen allerdings nicht. Für sie stand die Angst vor unabsehbaren, zusätzlichen finanziellen Belastungen durch einen erhöhten Zentralkassenbeitrag im Vordergrund, obwohl Seelsorge auch und besonders in Krankenheimen als Grundaufgabe der Kirche unbestritten war. Im Gegenteil: Seelsorge solle als zentrale Aufgabe der Kirchgemeinden auch in organisatorischer Hinsicht nahe bei den Gemeinden bleiben, begründete Akke Goudsmit ihre Ablehnung. So wurde schliesslich lediglich ein Kredit von 35'000 Franken für ein “Gesamtkonzept Seelsorge” bewilligt, das neben den Spitälern und Heimen auch die Seelsorge in den Untersuchungs- bzw. Bezirksgefängnissen und die neue Notfallseelsorge, das “Aargauer Careteam”, als wichtige Aufgaben einbeziehen soll. Allerdings wird es erst dann in Angriff genommen, wenn die Situation (der Krankenpflegeinstitutionen) deutlicher ist”, wie die Synode ebenfalls auf Antrag Goudsmit einschränkte.
Von den 197 neu oder wieder gewählten Synodalen aus 76 Kirchgemeinden (vier der 201 Sitze sind vakant) sind 46 Personen ordiniert und 142 Laien. Zu den Ordinierten gehören 36 Pfarrerinnen und Pfarrer sowie zehn Diakonische Mitarbeitende, was jeweils knapp einem Viertel der Berufsgruppe in der Reformierten Aargauer Landeskirche entspricht.
Die Wahlen im Einzelnen:
Funktion, Name, Ort, Stimmen (2. Zahl: gültige Wahlzettel)
Synodebüro
Präsident: Pfr. Urs Zimmermannbisher Vizepräsident (170 / 173)
Vizepräsident: Daniel Hehl, Oberehrendingen (160 / 173)
Silvia Kistler, Brugg (162 / 173)
Heidi Schnider, Reinach AG (166 / 173)
Ruth Imhof-Moser, Möhlin (165 / 173)
Fritz Schärer, Glashütten/Murgenthal (167 / 173)
Geschäftsprüfungskommission
Präsidium und Vizepräsidium: Kommission konstituiert sich selbst
Georg Gremlich, Untersiggenthal (163 / 172)
Hans Gautschi, Burg (165 / 172)
Dr. chem. Urs Karlen, Magden (167 / 172)
Pfr. Jürg Maurer, Reitnau (156 / 172)
Franziska Zehnder, Küttigen (169 / 172)
Pfr. Jürg Hochuli, Schöftland (165 / 172)
Heidi Sommer, Rothrist (168 / 172)
2 Abgeordnete in die Konkordatsprüfungsbehörde
Pfr. Ulrich Graf, Aarau (160 / 163)
Pfarrerin Judith Siegrist-Stauffer, Rheinfelden (158 / 163)
4 Arbeitgebervertreter (Synode) in der Verwaltungskommission der Pensionskasse
Paul Bhend, Ofthringen (160 / 164)
Adolf Deubelbeiss, Hausen (156 / 164)
Emil Gafner, Attelwil (159 / 164)
Adrian Tanner, Ennetbaden (160 / 164)