Bettagsmandat - Zusammenwachsen – zusammen wachsen

Veröffentlicht am 8. September 2015

Medienmitteilung – Wer unseren Kanton durchquert, stellt fest: Der Aargau wächst. Profilstangen, Kräne, Baugerüste, Infotafeln mit Kauf und Mietangeboten zeugen vielerorts von neuen Wohnräumen und zusätzlichen Arbeitsplätzen. Die statistischen Zahlen belegen den Eindruck von regem, anhaltendem Wachstum.

Das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum hat seine guten Seiten. Es hat den Aargau dynamisch und attraktiv gemacht. Unser Kanton hat viel zu bieten, vor allem auch bezüglich Wohn- und Lebensqualität.

Das starke Wachstum bringt aber auch grosse Herausforderungen mit sich. Zum Beispiel wenn der Strassenverkehr zunimmt und die Stauzeiten länger werden; wenn die steigenden Bevölkerungszahlen zu zusätzlichem Ressourcenbedarf bei der öffentlichen Hand führen; oder wenn sich Stadt- und Landschaftsbilder durch die rege Bautätigkeit immer mehr verdichten. Der Politik stehen nur beschränkte Mittel zur Verfügung, um die Bevölkerungs- oder Bauentwicklung kurz- und mittelfristig zu beeinflussen. Dort, wo aber die Möglichkeiten bestehen, versucht der Regierungsrat das Wachstum zu steuern und aktiv zu gestalten. Zum Beispiel bei der Raumplanung oder mit dem Innovationsprogramm Hightech Aargau. Der Aargau braucht auch weiterhin Wachstum, um sich erfolgreich weiterentwickeln zu können. Statistische Daten, Prognosen oder Potenzial- und Bedarfsberechnungen sind zwar wichtige technische Planungsinstrumente.

Im ganzen Wachstumsprozess darf aber nicht vergessen gehen, dass hinter all den Zahlenreihen, Diagrammen, Grafiken und Kurven Menschen stehen. Menschen, die neu in den Aargau ziehen, mit Hoffnungen, Erwartungen, Plänen und Vorstellungen, hier bei uns ihre Zukunft machen zu können – gemäss dem Kantonsmotto «Menschen machen Zukunft». Es geht aber auch um die Menschen, die seit längerer Zeit hier wohnen und sich wohl fühlen. Die Wachstumsentwicklung stellt neue, wichtige Anforderungen an unseren Kanton – die neu zuziehenden und die bereits hier lebenden Menschen müssen zusammen wachsen. Der Aargau muss zusammenwachsen: Nicht die Dörfer, Städte oder Agglomerationen und Regionen, sondern als Lebens- und Solidargemeinschaft.

Unser Wohlstand, unsere Sicherheit, unsere Freiheit und unsere demokratischen Errungenschaften basieren auf dem gegenseitigen Einstehen füreinander, auf Rücksichtnahme, Konsensfähigkeit, Kompromissbereitschaft und Solidarität. Auf Werten, die durch die grossen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen unserer Zeit heute öfters auf den Prüfstand gestellt werden. Umso wichtiger ist es, dass wir bei allen politischen oder weltanschaulichen Differenzen auch künftig als Lebens- und Solidargemeinschaft zusammenwachsen, zusammen wachsen können.

Eine leistungsfähige Infrastruktur, gute Verkehrsverbindungen, schöne Naturgebiete oder attraktive Orts- und Stadtbilder tragen mit dazu bei, dass sich die Menschen im Aargau heimisch fühlen. Ob sie ihren Wohn- und Lebensraum aber auch wirklich als Heimat empfinden, hängt vor allem vom Funktionieren unserer Lebens- und Solidargemeinschaft ab. Besonders wichtig sind in diesem Zusammenhang persönliche Kontakte, Begegnungen und Beziehungen.

In diesem Bereich leisten Vereine, Verbände, Institutionen und Organisationen bereits heute sehr viel. Künftig werden sie eine noch bedeutendere Rolle spielen. Sie können mit ihren vielfältigen Tätigkeiten in den Bereichen Sport, Kultur, Natur oder Soziales und Bildung das gesellschaftliche Zusammenleben und damit das Zusammenwachsen wesentlich fördern und unterstützen. Besonders geeignet dazu sind zum Beispiel Ortsbürgergemeinden, Landeskirchen oder andere Gemeinschaften mit ausgeprägtem Integrationscharakter.

Gerade für sie ergeben sich aus der Notwendigkeit des Zusammenwachsens neue Chancen, Aufgaben und Möglichkeiten.

verfasst von
Der Regierungsrat und die drei Landeskirchen des Kantons Aargau geben abwechselnd jedes Jahr zum Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag einen Aufruf an die Aargauer Bevölkerung heraus. In diesem Jahr wird der Text des Bettagsmandats vom Aargauer Regierungsrat verantwortet.