Medienmitteilung – Mehrere hundert Gäste besuchten am Sonntag, 17. Juni, den Gottesdienst und das bunte Missions und Stadtkirchenfest in und vor der Aarauer Stadtkirche. Es war der Höhepunkt und Abschluss der Synodenwoche von Mission 21, die auf Einladung der Aargauer Landeskirche in Aarau tagte. In zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen wurde vom 13. bis 17. Juni zu «Migration, Flucht und Verfolgung» informiert und debattiert.
Chinakenner Tobias Brandner (Mitarbeiter von Mission 21 in Hongkong) informierte in einem Kurzreferat über die aktuelle Lage der christlichen Kirchen in China. Das Fest bildete den heiteren Abschluss für die ernsteren Veranstaltungen mit dem Thema «Migration, Flucht und Verfolgung», die sich unter dem provokanten Motto «Herzlich (un-) willkommen!» durch die ganze Woche zogen. Die verschiedenen Veranstaltungen zogen ein grosses Publikum an.
Traumabewältigung
Einen starken Auftakt zum Programm der Missionssynode bildete die Frauenkonferenz am Mittwoch, 13. Juni. Die Themen Gewalt, Vertreibung oder Ausgrenzung waren unmittelbar präsent: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verbanden ihre persönlichen Geschichten mit Fachwissen und verfolgen das Ziel, Frauen in schwierigen Lebensumständen zu unterstützen. Wie diese Unterstützung aussehen könnte, wurde in fünf Workshops untersucht, geleitet von internationalen Expertinnen. Zum Beispiel von Suzan Mark, Vorsteherin der Frauenarbeit der Kirche der Geschwister in Nigeria, Partnerin von Mission 21. Gemeinsam mit der südafrikanischen Friedensaktivistin Fatima Swartz führte Suzan Mark einen Workshop zur Traumaarbeit durch. Beide Frauen haben selbst traumatische Situationen erlebt und haben es sich zur Aufgabe gemacht, traumatisierte Menschen zu unterstützen. Suzan Mark studierte Methoden, mit denen traumatisierten Menschen geholfen werden kann und arbeitet mit Frauen in Nigeria, die – wie sie selbst – vor Boko Haram fliehen mussten. Die Frauenkonferenz verfasste eine Erklärung, die in der Synode verlesen wurde und einen stärkeren Einsatz für Geschlechtergerechtigkeit fordert, für das Recht auf Bildung für Mädchen und gegen Gewalt an Frauen.
Komplexe Migrationssituation
Wie verändert Migration die Zukunft? Diese Frage stand im Zentrum der Tagung der Kontinentalver-sammlung Europa (KVE) am Donnerstag. Der bekannte Zukunftsforscher Dr. Andreas M. Walker stellte in zehn Ausblicken mögliche Entwicklungen vor, wie Migration die Zukunft prägt. Seine Ausblicke wirkten eher pessimistisch. Dennoch plädierte er dafür, aus einer Perspektive der Hoffnung zu handeln. Diese Perspektive nahmen die anschliessenden Diskussionsbeiträge der Jugenddelegierten von Mission 21 auf: Richard Offei aus Ghana und Halim Pratama aus Indonesien beschrieben positive Tendenzen in Afrika und Asien. Die KVE, eine der vier kontinentalen Trägerorganisationen von Mission 21, bemühte sich mit einer Statutenänderung um eine Verjüngung. Neu werden drei Jugenddelegierte aufgenommen. Als erste Jugenddelegierte wurde Magdalena Rieder gewählt.
Folgen für Afrika und Europa
Das Grusswort von Rahel Bösch, neue Leiterin der Abteilung institutionelle Partnerschaften der DEZA, bildete den Start in die Verhandlungen der Synode am Freitag und Samstag. Rahel Bösch fand lobende Worte für die Zusammenarbeit mit Mission 21. Erfreulich sei die langjährige Tradition von internationalem Dialog, lokalen Partnern und Aus-tausch über gemeinsame globale Aufgaben. Dies sei besonders im Blick auf den Klimawandel und soziale Aufgaben und zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 der UNO wichtig.
Afrikanische Länder nehmen Flüchtlinge in Massen auf
Nach einem breiten Angebot an Workshops zum Thema Flucht und Migration am Nachmittag, präsentierte am Abend der frühere UNO-Sonderbotschafter der Schweiz, Eduard Gnesa, vertiefende Informationen zur aktuellen Situation der Migration, mit speziellem Fokus auf Afrika und Europa. So zeigte er auf, dass die afrikanischen Länder in viel grösserem Masse Flüchtlinge aufnehmen als Europa.
Im anschliessenden Podiumsgespräch kamen drei engagierte Persönlichkeiten zu Wort, die sich in ihrem Kontext für Flüchtlinge einsetzen. Suzan Mark aus Nigeria brachte Beispiele, wie wichtig es für den Frieden sei, wenn Frauen gebildet und ermächtigt werden. Verena Fink aus München, die als Traumatherapeutin seit 2017 in Griechenland Flüchtlinge betreut, erzählte, wie man sich auch von negativen Erfahrungen mit Hilfsbedürftigen nicht entmutigen lässt. Christian Zingg, Lehrer von Integrationsklassen, erklärte, was die meisten Flüchtlinge in der Schweiz suchten: so rasch als möglich Arbeit und wirtschaftliche Unabhängigkeit.
Jugend fördern
Die Missionssynode wählte die 40-jährige Basler Theologin Dr. Claudia Hoffmann in den Vorstand von Mission 21. Die Synode förderte auch die Einbindung junger Menschen: Eine rund 20-köpfige internationale Delegation von Jugendlichen war in Aarau zu Gast und traf sich am «Youth Summit» im TDS Aarau mit jungen Menschen aus der Schweiz zu Workshops und Gesprächen zu Migration, Flucht und Vertreibung.
Die Rolle der Gastfamilien
Ein besonderes Lob haben die Gastfamilien im Kanton Aargau verdient. Sie öffneten ihre Türen an zwei Wochenenden für die 16 Delegierten aus der weltweiten Kirche, die sich im Aargau sehr will-kommen fühlten. Die jeweiligen lokalen Kirchge-meinden begrüssten die Gäste in den Sonntags-gottesdiensten am 10. Juni.
Die Delegierten konnten im Gespräch mit den Gastfamilien ihre Anliegen teilen. So entstanden Beziehungen, die weit über die Landesgrenzen hinausgehen.