Freundschaften entstehen, die auch über das Lager hinaus halten. Viele Teenager stellen sich – nachdem sie selbst jahrelang Teilnehmende waren – als Jungleitende zur Verfügung und verbringen so ihre Ferien mit einer sinnvollen und sinnstiftenden Tätigkeit. Abwechslungsreiche und kostengünstige Kinderferienwochen entlasten insbesondere Alleinerziehende und finanzschwache Familien. Im Jahr 2024 besuchten mehr als 2 700 Kinder eine der 64 Ferienwochen.
Bunt und vielfältig sind die Kinderferienwochen in den Aargauer Kirchgemeinden: Mit Musical, Theater, Zirkus, Geschichten hören, singen, Zauber oder Tanzworkshop, der Legostadt. Mit dem Besuch der Feuerwehr, der Schlangen frau, des Polizisten, einer Lehrerin im Rollstuhl, einer Walforscherin. Tage im Wald oder am Wasser mit Gelände spiel auch in der Nacht, Schnitzeljagd, Bogenschiessen, Ponyreiten, Steinlabyrinth legen, Luftballons und Brieftauben steigenlassen. Mit Zoo-, Museums- oder Bauernhofbesuchen, einer Schifffahrt, dem Bau eines Bienenhotels, Basteln, Töpfern. Mit Hüpfkirche, Eisenbahn, Unihockey, Kletterhalle, Abseilen vom Kirchturm. Mit Bräteln, Kochen, Backen, FingerfoodBuffet, Stockbrot oder Teilete. Und natürlich mit vielen biblischen Geschichten: Jona im Wal, Mose und Mirjam, der Schöpfungserzählung, oder dem Leben Jesu.

Zahlen der Kirchgemeinden
Von den 74 reformierten Aargauer Kirchgemeinden bieten 52 Kirchgemeinden ein Ferienangebot für Kinder an. In grösseren Kirchgemeinden werden mehrere – zum Teil bis zu fünf verschiedene – Lager angeboten. So fanden im Jahr 2024 insgesamt 64 Ferienwochen statt: vier in den Sportferien, 31 in den Frühlingsferien, 21 in den Sommerferien und acht in den Herbstferien. In vielen Kirchgemeinden ist die Lagerwoche eine langjährige Tradition und wird teilweise seit mehr als 50 Jahren regelmässig angeboten – allein, gemeinsam mit Nachbarkirchgemeinden, oder in ökumenischer Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche oder mit Freikirchen.
Kantonsweit nahmen 2024 mehr als 2700 Kinder teil, 575 Jungleitende und 559 erwachsene Freiwillige halfen bei der Planung und Durchführung mit. Die Angestellten der Kirchgemeinden investierten mehr als 6 850 Arbeitsstunden in die Ferienwochen: Im Durchschnitt wurden also 2,6 Arbeitswochen pro Lagerwoche eingesetzt. Die Organisation ist dabei in den Kirchgemeinden sehr verschieden: Oft werden Lager von Mitarbeitenden aus den Bereichen Sozialdiakonie oder Katechetik geleitet. Teilweise haben Pfarrpersonen die Hauptleitung. Musical-Weeks werden oft auch von Kirchenmusikerinnen und musikern geleitet. In einigen Kirchgemeinden liegt Planung, Leitung und Durchführung der Lagerwochen ganz in den Händen von Freiwilligen.
Erfahrungen der Kirchgemeinden
Die Rückmeldungen aus vielen Kirchgemeinden sind ähnlich: Die Angebote sind beliebt und oft schnell ausgebucht. Gerade in ländlichen Gebieten ist die Nachfrage oft sehr hoch, da andere Ferienbetreuungsangebote fehlen und Eltern die Entlastung sehr gelegen kommt. Da die Termine oft lange im Voraus bekannt sind, planen viele Familien ihre Ferien entsprechend. In einer städtischen Kirchgemeinde sind jedoch rückläufige Anmeldezahlen zu beobachten. Die grosse Resonanz führt an einigen Orten zu Schwierigkeiten: Zum Teil gingen für die 40 Plätze über 60 Anmeldungen innerhalb von drei Tagen ein. Die Werbung zeitgleich zu streuen und das Anmeldeprozedere gerecht zu gestalten, ist unter diesen Bedingungen nicht einfach. Auch genügend grosse Räumlichkeiten sind schwierig zu finden: Einige Kirchgemeinden nutzen Festzelte, andere – insbesondere ländliche – Kirchgemeinden können die Schulräume oder Turnhallen der politischen Gemeinde mit nutzen.
Die Finanzierungsmodelle sind in den Kirchgemeinden unterschiedlich: In einigen erfolgt die Finanzierung über Spenden, andere erhalten einen Zuschuss der politischen Gemeinde, oft werden geringe Beiträge von den Eltern erhoben, meist subventionieren die Kirchgemeinden das Angebot. Da auch viele NichtKirchenmitglieder ihre Kinder für die Ferienwochen anmelden, sind auch Fragen der Finanzierungs und Beitragsmodelle oft eine Herausforderung.
Gute Teamdynamik
Die Kinderferienwochen führen schnell zu einem hohen Gruppenzusammenhalt. Freundschaften entstehen, die auch über das Lager hinaus noch halten. Viele Teenager stellen sich – nachdem sie selbst jahrelang Teilnehmende waren – als Jungleitende zur Verfügung und verbringen so ihre Ferien mit einer sinnvollen und sinnstiftenden Tätigkeit. Kinderferienwochen sind damit ein Einstieg in kirchliche Freiwilligenarbeit. Zum Teil stellt das die Kirchgemeinden vor die Herausforderung, genügend Aufgaben für Jungleitende zu finden, die Jugendliche stärken und fördern und ihnen ermöglichen, Verantwortung zu übernehmen oder Gruppen zu führen.
Da in vielen Kirchgemeinden die Kinderferienwochen eine sehr lange Tradition haben, bestehen oft eingespielte Teams von Freiwilligen, die sich über Jahrzehnte engagieren. Entsprechend optimiert und reibungslos ist an vielen Orten die Durchführung. Schwierig sind hingegen Generationenwechsel in den Teams: Neue Freiwillige zu finden ist
oft nicht einfach. Insbesondere Männer sind als Freiwillige für die Lagerteams nur schwer zu motivieren.
Ohne Freiwillige wären die Kosten für die Ferienwochen nicht tragbar. Im Gegensatz zu anderen freiwilligen oder ehrenamtlichen Tätigkeiten ist der Einsatz in einer Kinderferienwoche zeitlich klar begrenzt, der Umfang besser abschätzbar. Oft bleibt genug Zeit für Austausch im Team, sodass Kinderferienwochen auch ein Ort der Seelsorge sind.
Erfolgreiche, bunte und lebhafte Ferienwochen sind auch ermutigend und stärkend für die Angestellten. Die Leiterin einer Musicalwoche sagt: «Highlights sind für mich immer, wenn Erwachsene auf mich zukommen und sagen: Ich kann das Musical, das ich bei Dir vor 20 Jahren gesungen habe, immer noch auswendig.» Eine andere Kirchgemeinde berichtet von zwei Taufen, die im Rahmen der Ferienwoche zustande kamen.
Gemeindeaufbau
Kinderferienwochen sind wertvoll für den Gemeindeaufbau, da damit auch Kinder (und Eltern) erreicht werden, die nicht Kirchenmitglieder sind. Mit einem solchen niederschwelligen Angebot erhalten sie einen Einblick in die Kirchgemeinde, werden vertraut mit den Räumlichkeiten, können Kirche positiv erleben und Beziehungen aufbauen.
Einige Kirchgemeinden berichten von Schwierigkeiten, dass der gemeinsame Abschlussgottesdienst schlecht besucht wird. Musical-Weeks erreichen mit ihrer Abschlussaufführung oft ein grösseres Publikum. In einigen Kirchgemeinden bewährt sich die Kombination der Ferienwoche mit dem Schulanfangsgottesdienst als Abschluss. Kirche wird dadurch im Dorf, bei den Familien sichtbar.
Mit den Ferienwochen werden auch Kinder erreicht, die während der Schulzeit aufgrund von Terminkollisionen mit Hobbies und Sportaktivitäten nicht am Religionsunterricht teilnehmen. Da die Kinder über mehrere Tage in einer konstanten Gruppe gemeinsam unterwegs sind, bieten Ferienwochen die Möglichkeit einer vertieften Glaubensvermittlung – pädagogisch wertvoll mit Kopf, Herz und Hand.
Nutzen für die Gesellschaft
Auch gesamtgesellschaftlich leisten die Kinderferienwochen der Kirchgemeinden wichtige Beiträge: Sie bieten ein abwechslungsreiches Ferienprogramm. Insbesondere für finanzschwache Familien oder Alleinerziehende, die sich keinen Urlaub leisten können, ist dies ein wertvolles Entlastungsangebot, zumal viele Kirchgemeinden Ferienwochen
gratis oder zu sehr günstigen Preisen anbieten. Einige Kirchgemeinden integrieren gezielt auch Kinder mit Behinderungen und leisten so einen Beitrag zur Inklusion. Die Gemeinschaftsbildung im Rahmen der Ferienwochen – auch zwischen verschiedenen Dörfern – trägt zum Zusammenhalt der Region bei.