Medienmitteilung – Am Reformationssonntag, 5. November 2017, hat die Reformierte Landeskirche Aargau die Reformation vor 500 Jahren im ökumenischen Geist und mit Gästen aus Politik und Gesellschaft, aus den Schwesterkirchen und aus anderen Religionen gefeiert.
Neben den über 80 Gottesdiensten in den Aargauer Kirchgemeinden fand in der vollbesetzten Stadtkirche Aarau ein kantonaler Gottesdienst mit geladenen Gästen statt, darunter Regierungsrat Alex Hürzeler und der römisch-katholische Kirchenratspräsident Luc Humbel. Der reformierte Kirchenratspräsident Christoph Weber Berg ging in seiner Predigt auf den christlichen und reformatorischen Grundwert der Freiheit des Menschen durch den befreienden Glauben ein.
Der Reformationsgottesdienst wurde nach einer für alle reformierten Kirchen gemeinsamen Liturgie des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbunds der Schweiz gefeiert. Ungewöhnlich für einen Gottesdienst war die Sprechmotette am Anfang von sieben im Kirchenraum verteilten Personen über das Motto des Reformationsjubiläums «quer denken – frei handeln – neu glauben» und den Bibeltext der Predigt: «Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist in Jesus Christus» (aus 1. Korinther 3). Weber Berg betonte nach einigen kritischen Bemerkungen über die dunklen Seiten und die Gewalt in der Reformationsbewegung, dass die reformierte Kirche sich heute nicht selbst feiere, sondern ihren Grund in Jesus Christus und die Befreiung im Glauben an ihn. Denn Christus habe die Freiheit, sich auch unter Lebensgefahr für andere und den eigenen Glauben einzusetzen, vorgelebt. Und der Glaube an ihn befreie die Menschen von ihren Zwängen und Ängsten zum Einsatz für andere Menschen und das Wohl des Ganzen. «Die ganze Bibel ist eine grosse Geschichte der Befreiung des Menschen durch Gott,» so Weber-Berg.
Allerdings habe der christliche Grundwert der Freiheit in einer Kirche, die die Menschen in den letzten Jahrhunderten oft in Abhängigkeit gehalten und bestraft habe, erst durch die Versöhnung mit den Werten der Aufklärung und der Demokratie wieder Einzug gehalten. «Heute stehen die Landeskirchen zu den freiheitlichen Grundwerten der Aufklärung und der Demokratie, die der Schweiz seit über 150 Jahren Glaubensfreiheit und religiösen Frieden sichern,» betonte Weber-Berg. Das bestätigen auch Alex Hürzeler und Luc Humbel in ihren Grussworten im Liturgieheft des Gottesdienstes, in denen sie das Vereinende und den gemeinsamen Grund betonen.
Ein Chor aus der Reformationssinfonie von Mendelssohn Bartholdy
Musikalischer Höhepunkt des Gottesdienstes war die Schweizer Erstaufführung der textierten Neufassung des Schlusssatzes der Reformationssinfonie «Ein feste Burg» von Felix Mendelssohn Bartholdy von Torsten Sterzik für Chor und Orgel mit der Kantorei der Stadtkirche Aarau unter Leitung von Kantor Dieter Wagner. Sie wurde während des Abendmahls gesungen. Nadia Bacchetta an der Orgel und der Saxophonist Reto Anneler setzten musikalische Glanzlichter an dem bewegenden Anlass. Beim anschliessenden Apéro versammelten sich Gäste aus Politik und Gesellschaft, aus den Schwesterkirchen und anderen Religionen und die Gottesdienstgemeinde im Chor der Stadtkirche. Hier war dann auch der Platz für die Grussworte der Ehrengäste aus dem Regierungsrat und den Aargauer Landeskirchen.
Höhepunkt und vorläufiger Abschluss
Die Gottesdienste zum Reformationstag bildeten den Höhepunkt und vorläufigen Abschluss der Feierlichkeiten zum Jubiläum 500 Jahre Reformation in den Schweizer Kirchen. In den letzten beiden Wochen wurde dieser Höhepunkt durch eine schweizweite Plakatkampagne zum Motto des Reformationsjubiläums und eine Verteilaktion an den Bahnhöfen am 31. Oktober für viele Menschen sichtbar. An vielen Kirchtürmen haben die Kirchgemeinden grosse Banner aufgehängt. 2019 feiert dann die Zürcher Landeskirche den ersten schweizerischen Anlass der Reformationsgeschichte, den Amtsantritt von Zwingli am Zürcher Grossmünster vor 500 Jahren.