Medienmitteilung – 2019 feiern die Reformierte Landeskirche Aargau und der Schweizerische Evangelische Kirchenbund ein Karl-Barth-Jahr aufgrund des 50. Todestags Karl Barths am 10. Dezember 1968 und des Erscheinens seines Römerbriefkommentars vor genau 100 Jahren.
Aus diesem Anlass wurde am Freitag in Safenwil, wo Karl Barth seine erste und einzige volle Pfarrstelle hatte, der Barth-Thurneysen-Weg mit Stationen in fünf reformierten Kirchen zwischen Safenwil und Leutwil eröffnet. Ausserdem legen Pfarrerinnen und Pfarrer in Erinnerung an Karl Barth zurzeit in ihren Sonntagspredigten den Römerbrief des Apostels Paulus aus.
Der Barth-Thurneysen-Weg erinnert an das grosse Wirken des bedeutendsten evangelischen Theologen des 20. Jahrhunderts, der seine radikale «dialektische Theologie» auch in langen Gesprächen und Wanderungen mit seinem guten Freund, dem Pfarrer Eduard Thurneysen aus Leutwil, entwickelte. Karl Barth (1886 –1968) und Eduard Thurneysen (1888 –1974) waren in den 1910er-Jahren Pfarrer in den reformierten Kirchgemeinden Safenwil und Leutwil-Dürrenäsch. In diesen Jahren begründeten sie ein neues theologisches Denken, in dem das Wort Gottes wieder im Zentrum stand. Diese Theologie entwickelten sie in vielen gemeinsamen Gesprächen, Briefen und auf Wanderungen. Den Barth-Thurneysen-Weg von Safenwil über Uerkheim, Schöftland und Unterkulm nach Leutwil legten sie in diesen Jahren bei gegenseitigen Besuchen häufig zurück.
«Aus dem physischen Weg wurde ein geistiger Aufbruch»
In den fünf reformierten Kirchen auf diesem Weg erinnern seit Freitag Tafeln und Zitate an die beiden grossen reformierten Theologen des 20. Jahrhunderts, die im Aargau wirkten. Bei der Eröffnung des Wegs am 22. August vor der Kirche Safenwil würdigte Kirchenratspräsident Christoph Weber-Berg die Bedeutung der Wanderungen und der Gespräche mit Thurneysen auf diesem Weg für die Entwicklung der radikal neuen Theologie. Daran knüpfte Pfarrer Raffael Sommerhalder, der die Texte für die fünf Stationen entwickelt hat, an: «Aus dem physischen Weg auf den Wanderungen wurde ein gemeinsamer geistiger Weg, der zu einem grossen Aufbruch in der evangelischen Theologie führte.»
Die fünf Stationen und Themen
Die fünf Stationen auf dem Weg erinnern an die verschiedenen Themen die Barth und Thurneysen miteinander auf den Wanderungen diskutierten und in ihrem intensiven Briefwechsel immer wieder aufnahmen. Auf jeder Tafel ist passend zum Thema auch ein Zitat aus diesem Briefwechsel abgedruckt. Bei der Kirche Safenwil beginnt der Weg mit einem Zitat aus einem Brief von Karl Barth: «Meine Frau und ich möchten dich gerne nächsten Montag besuchen. Paßt es dir? Wir kämen via Uerkheim – Schöftland – Kulm zu Fuß gewandert der schönen Schneelandschaft und der guten Luft zu Ehren. Vielleicht kommst du uns etwas entgegen, damit wir uns nicht wieder im Wald verlaufen.» (Brief vom 5. Februar 1915).
An den weiteren Stationen in vier reformierten Kirchen geht es um inhaltliche Themen: In Uerkheim geht es um das Verhältnis zum religiösen Sozialismus von Leonhard Ragaz und Hermann Kutter, in Schöftland um den Ersten Weltkrieg und die Abkehr von der liberalen Theologie, die die Kriegspolitik unkritisch unterstützte, in Unterkulm um den Auftrag der Kirche und die Bedeutung von Jesus Christus und in Leutwil schliesslich um die «Theologische Wende» mit einem Zitat von Eduard Thurneysen: «In was für eine Erdbebensphäre sind wir, ahnungslos genug, hineingeraten mit dem Momente, wo wir das Neue Testament ein klein wenig anders, genauer glaubten lesen zu sollen als unsere Lehrer ... Jedenfalls: dieser gesamte Weg ist unumkehrbar.» (Brief vom 6. Oktober 1921)
Die Informationen finden sich auf Tafeln, die aussen an den fünf Kirchen angebracht wurden. In den Kirchen liegen Prospekte auf, die den ganzen Weg und den Hintergrund erklären.
Römerbrief in 49 Predigten
Zur Erinnerung an den 1919 erschienen Römerbriefkommentar von Karl Barth, der den Aufstieg der dialektischen Theologie begründete, legen Pfarrerinnen und Pfarrer der Reformierten Landeskirche Aargau den ganzen Römerbrief im Jahr 2019 erneut aus. Die Auslegung geschieht noch bis Ende November in Form von 49 Predigten in Sonntagsgottesdiensten in verschiedenen Kirchgemeinden. Blickpunkt der erneuten Auslegung soll aber nicht Barths Werk sein, sondern die Frage, was der Römerbrief uns heute zu sagen hat. Die Orte und Termine sind auf www.ref-ag.ch zu finden (Stichwort: Barth).