Bericht von der Synode am 15. November 2006 in Aarau

Eine Kirchenzeitung für alle reformierten Mitglieder im Aargau

Veröffentlicht am 16. November 2006

Medienmitteilung – Der Aargauer Kirchenbote wird in Zukunft von der Landeskirche herausgegeben und an alle reformierten Mitglieder im Aargau verteilt. Das hat die Synode am Mittwoch im Grossratssaal in Aarau nach über dreieinhalbstündiger Diskussion beschlossen. Die übrigen Geschäfte wurden ohne längere Debatten bewilligt, darunter die Präsenz an der Fachhochschule Nordwestschweiz, die Gesamtrevision der Kirchenordnung und der ausgeglichene Voranschlag 2007.

Es war eine bewegende, mit viel Engagement geführte Diskussion, mal emotional, mal in theologischen Bildern und immer wieder von Applaus der einen oder anderen Seite unterbrochen. Dreieinhalb Stunden diskutierten die Synodalen der Reformierten Landeskirche Aargau an der letzten Sitzung der Ende 2007 ablaufenden Amtsperiode über die heiss umstrittene Verpflichtung aller Aargauer Kirchgemeinden, den Kirchenboten an alle reformierten Haushaltungen zu verteilen und das Reglement für die Herausgabe der Mitgliederpublikation.
Die Übernahme der Herausgabe des Kirchenboten selbst war kaum bestritten und wurde einstimmig beschlossen. Der jetzige Verein zur Herausgabe des Aargauer Kirchenboten mit Sitz in Brugg hat diese zusammen mit 700 000 Franken Finanzreserven der Landeskirche angeboten. Das gute Einvernehmen zwischen Landeskirche und Kirchenboten, das für Reformierte in anderen Kantonen durchaus nicht selbstverständlich ist, wurde in vielen Voten positiv vermerkt.
Dass der Kirchenbote ausserdem von allen Kirchgemeinden an ihre Haushalte verteilt werden soll, stiess dagegen vor allem bei den Gemeinden ohne Kirchenbote auf Widerstand. 57 Gemeinden haben ihn abonniert, 19 geben eigene oder gar keine Gemeindeblätter heraus. Zwar wurde die Wichtigkeit der Vielfalt reformierter Stimmen im Kirchenboten neben den Gemeindeblättern anerkannt, auch die Notwendigkeit einer gemeinsamen Mitgliederzeitung, aber die damit verbundenen finanziellen Belastungen schreckte viele Synodale ab. Sie fürchteten, dass die eigenen, gern gelesenen und mit viel Einsatz produzierten Gemeindeblätter untergehen könnten. Kirchenratspräsidentin Claudia Bandixen und Kirchenrat Urs Karlen, die das Geschäft vertraten, betonten, dass beides nötig sei und nebeneinander Platz haben sollte. Brigitte Huwiler, Synodale und Vizepräsidentin des Kirchenbotenvereins, wies auf die vielen Mitglieder hin, die zwar Steuern zahlten aber nie einen Anlass der Kirchgemeinde besuchten. Um ihnen ein lebendiges Bild von ihrer Kirche am Ort, im Kanton und darüber hinaus zu vermitteln und wertvolle Beiträge zu aktuellen Fragen aus christlicher Sicht nahe zu bringen, seien diese Gelder sicher sinnvoll eingesetzt. Änderungsanträge von Roland Frauchiger, Thalheim, und Jörg Bell, Rheinfelden, die den Kirchenboten ihren Mitgliedern lediglich anbieten oder auf Wunsch zustellen wollten, wurden abgelehnt. Zum Schluss entschied sich die Synode mit 89 gegen 63 Stimmen für die Verbindlichkeit.
Dafür rang sie bei der Frage der Finanzierung des Kirchenboten dem Kirchenrat einen ursprünglich nicht vorgesehenen jährlichen Beitrag von 150 000 Franken aus der Zentralkasse der Landeskirche ab, mit dem die Abonnementskosten gesenkt werden sollen. So soll den heute nicht abonnierten Kirchgemeinden, die eine Frist von zwei Jahren bis zur Einführung des Kirchenboten haben, der Übergang etwas erleichtert werden. Von dieser Subvention abgesehen wurde aber am Grundsatz, dass sich der Kirchenbote vor allem aus den Abonnementszahlungen der Kirchgemeinden finanziert, nicht gerüttelt.
In der nachfolgenden Diskussion über das neue landeskirchliche Reglement zur Herausgabe einer Mitgliederpublikation gab es zwischenzeitlich eine solche Flut von Anträgen, dass einige Synodale mit einer Vertagung der abschliessenden Abstimmungen auf die Synode im Juni 07 liebäugelten. Synodepräsident Urs Zimmermann aber managte die verschiedenen Anträge in gewohnter Souveränität, so dass er in der letzten Synodesitzung, die er präsidierte, auch das Reglement am späten Nachmittag noch unter Dach und Fach bringen konnte. Die Änderungen betrafen vor allem den Wahlmodus der Verlags- und Redaktionsleitung sowie der zehn Mitglieder der Herausgeberkommission, von denen die Synode fünf wählt. Urs Zimmermann wurde dann am Schluss der Synode auch mit viel Applaus für seine vier Amtsjahre verabschiedet.
Zuvor würdigte Zimmermann die ebenfalls Ende 2007 zurücktretende Kirchenrätin Therese Wagner und dankte ihr für die Leistungen in ihren zwölf Amtsjahren in der Exekutive der Landeskirche.

Budget 2007 und Erhöhung der Minimalbesoldungen

Die anderen Synodegeschäfte gingen durchwegs ohne Änderungen und ausführliche Diskussionen über die Bühne. Der ausgeglichene Voranschlag 2007 der Zentralkasse der Landeskirche mit einer Gesamthöhe von 10 847 400 Franken bei einem unveränderten Zentralkassenbeitrag der Kirchgemeinden von 2,4% der Steuereinnahmen wurde einstimmig genehmigt. Der vom Kirchenrat vorgelegte Finanzplan 2007 - 2010 geht entgegen dem zuletzt vorgelegten von einem gleich bleibenden Zentralkassenbeitrag der Kirchgemeinden in den nächsten vier Jahren bei einem leichten Rückgang der Einnahmen um ca. 200 000 Franken aus. Für die Mindestbesoldungen der Angestellten in den Kirchgemeinden bewilligte die Synode den vom Kirchenrat vorgeschlagenen vollständigen Ausgleich der Teuerung mit einer Erhöhung um 1,4%.

Engagment an der Fachhochschule Nordwestschweiz

Auch die von der Reformierten und Römisch-katholischen Landeskirche geplante Fachstelle am Standort Brugg der Fachhochschule Nordwestschweiz wurde einhellig begrüsst, weil die Kirche so junge Menschen in der wichtigen Phase der Berufsausbildung speziell begleiten und beraten, aber auch mit ethischen Bildungsangeboten präsent sein könne.
Dazu wird eine ökumenische «Fachstelle Religion, Wirtschaft, Technik» mit einem Umfang von 60 Stellenprozenten in Brugg/Windisch geschaffen. Der Leiter oder die Leiterin der Stelle soll Studierende und Dozierende seelsorgerlich begleiten sowie religiöse Angebote schaffen. Bei den Aus- und Weiterbildungsmodulen soll unter anderem ein kontinuierliches Lehrangebot im Bereich Ethik und Religion eingerichtet werden.

Kirchenordnung wird revidiert

Ebenfalls ohne grosse Diskussion bewilligte die Synode die Gesamtrevision der Kirchenordnung, der gesetzlichen Grundlage der Reformierten Landeskirche Aargau, die nach ca. 30 Jahren und vielen Eingriffen einem Flickenteppich gleiche, wie der Präsident der Geschäftsprüfungskommission, Georg Gremlich, in seinem Eintrittsvotum erklärte. Bei manchen Fragen weise sie auch Gesetzeslücken auf. Der Kirchenrat legte der Synode ein detailliertes Konzept für die Organisation und den zeitlichen Ablauf der Revision mit Gesamtkosten von 190 000 Franken vor. 2009 soll die neue Kirchenordnung zur Verabschiedung vorliegen.

Schliesslich beschloss die Synode den Beitritt der Reformierten Landeskirche als Trägermitglied zum Verein «Ökumenischer Seelsorgedienst für Asylsuchende der Region Basel» (OeSA). Der OeSA begleitet Menschen, die während der Bearbeitung ihres Asylantrags im Empfangs- und Verfahrenszentrum Basel wohnen. Vier Seelsorgerinnen aus verschiedenen Kirchen sowie etwa 20 freiwillige Mitarbeitende stehen in einem Pavillon direkt neben dem Basler Empfangszentrum für Gespräche und Beratungen mit allen Asylsuchenden ungeachtet ihrer Herkunft, Konfession bzw. Religion bereit.

verfasst von
ria / Frank Worbs