«Einfach mal Chris fragen»: Gesprächssynode zur Kirchenreform am 13.März 2024 in Suhr

Veröffentlicht am 25. März 2024

Medienmitteilung – Zweihundert Engagierte kamen am 13. März 2024 in der Bärenmatte Suhr zusammen, um die Themenfelder der Kirchenreform aus unterschiedlichen Perspektiven zu diskutieren. Nach dem Gottesdienst und zwei Impulsreferaten diskutierten die Teilnehmenden in jeweils 30 Kleingruppen am Vormittag und am Nachmittag die Themenfelder zukunftsfähige Gemeindeautonomie, tragfähige Strukturen, vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten und zeitgemässe Zugehörigkeitsmodelle.

Mit insgesamt 200 Teilnehmenden, davon 90 Synodale, 30 Ordinierte und 25 ehrenamtliche Kirchenpflegemitglieder, war es die bisher grösste Gesprächssynode der Reformierten Kirche Aargau. Erfreulich waren vor allem die vielen «Gäste», denn Kirche lebt von der Beteiligung. Ebenso erfreulich war auch die gute, konstruktive Stimmung den ganzen Tag über

Gottesdienst

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Synodepräsident Lutz Fischer und Kirchenratspräsident gestalteten den Gottesdienst zu Beginn der Gesprächssynode gemeinsam. Claudia Daniel-Siebenmann

Die Gesprächssynode startete mit einem Gottesdienst, den Synodepräsident Lutz Fischer und Kirchenratspräsident Christoph Weber-Berg gemeinsam und mit musikalischer Begleitung durch Noëmi Schär gestalteten. In seiner Predigt zu Mt 18,15–20 wies Christoph Weber Berg darauf hin, dass der Satz «Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen» in der Bibel im Rahmen einer Gemeindeordnung zum Konfliktmanagement steht. Auch wenn der Satz nach «geistlichem Lagerfeuer» klinge, seien zum Zusammenleben doch Regeln nötig. In der Kollekte zugunsten des Vereins «Bär und Leu», der sich der Entwicklungszusammenarbeit zwischen der Schweiz und der Westukraine widmet, kamen 1041 Franken zusammen.

Zwei Impulsreferate

Die Notwendigkeit für Reformen machte Lutz Fischer in seinem Impulsreferat zum gesellschaftlichen Wandel und den Auswirkungen auf die Kirche deutlich: Durch Megatrends wie Individualisierung sinke auch die Bereitschaft, sich längerfristig und verbindlich in der Kirche zu engagieren. Die Konfessionslosen seien seit 2022 die grösste Bevölkerungsgruppe. Es sei wichtig, die Veränderungen zu verstehen und die Energie dort einzusetzen, wo man Einfluss habe.
Auch Marc Zöllner, Mitglied im Prozessleitungsteam und Leiter der Fachstelle Gemeindeentwicklung, machte in seinem Update zur Kirchenreform ebenfalls die Notwendigkeit für Reformen deutlich: Die Reformierte Kirche Aargau verliere
durch jährliche 4000 bis 5000 Austritte jedes Jahr die Mitglieder in der Grössenordnung von zwei bis fünf Kirchgemeinden. Die Anpassung der Strukturen hinke dieser Entwicklung jedoch hinterher. Zudem werde auch der Personalmangel immer stärker spürbar.

Workshops

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Workshops der Gesprächssynode Claudia Daniel-Siebenmann

Nica Spreng, Moderatorin der Gesprächssynode und Mitglied des Prozessleitungsteams Kirchenreform, verwies darauf, dass es neben dem «Leidensdruck» auch den «Lustsog» gebe, der Veränderungen anstossen könne. Sie lud dazu ein, sich lustvoll auf die Vision von «Kirche 2030» einzulassen.
Dieser Einladung schloss sich Marc Zöllner bei der Ankündigung der Workshops an und forderte zum Perspektivwechsel auf. In zwei 80-minütigen Workshops – am Vormittag und am Nachmittag – diskutierten jeweils 30 Kleingruppen die vier Themenfelder zukunftsfähige Gemeindeautonomie, tragfähige Strukturen, vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten und zeitgemässe Zugehörigkeitsmodelle. Zur Ergebnissicherung erzählten die Gruppen «Storys» zur «Kirche 2030» aus vier verschiedenen Perspektiven: der Perspektive der Bevölkerung, der aktiv Mitwirkenden, der Kirchgemeinde und der Gesamtinstitution Reformierte Kirche Aargau.

Beschreibung der vier Perspektiven (PDF)

Entstanden sind spannende, vielfältige Einblicke in die «Kirche 2030»:


  • «Im Jahr 2030 haben alle Mitglieder eine Basismitgliedschaft bei der Landeskirche, der sie auch direkt ihre Kirchensteuer zahlen. Darüber hinaus haben sie eine Aszendenzmitgliedschaft in einer frei gewählten Kirchgemeinde, mit der sie sich identifizieren oder ihrer Ortsgemeinde oder einer nicht-territorialen Gemeinde.»
  • «Die Ausbildungen für Laienprediger, Katechetik und Pfarramt wurden verschlankt. Die Berufe sind durchlässiger. Es gibt vorbereitete Liturgien, die auch von Personen ohne Ausbildung gehalten werden können. So können wir mit wenig Aufwand Gottesdienst halten und das Volk einbeziehen.»
  • «Ich als distanziertes Kirchenmitglied kann nach der Fusion der drei Kirchgemeinden die leerstehende Kirche im Dorf als Eventlokal oder als Location für Familienfeiern mieten. Ich werde meinen 70. Geburtstag da feiern. Das Gebäude hat mir immer gefallen. Jetzt kann ich endlich froh und frei Party da feiern.»
  • «Wir als Landeskirche Aargau haben Kompetenzen im Bereich Finanzen, Buchhaltung, Controlling, Immobilien, Versicherungen, HR, Facility Management und Marketing / Kommunikation und bieten diese Dienstleistungen den Kirchgemeinden und anderen externen Organisationen an.»
  • «Wir haben noch zweimal Gottesdienst in unserer Dorfkirche. Die anderen Sonntage ist Kirche in Bewegung, an denen Gottesdienst in der Nachbargemeinde stattfindet. Kirche ist nicht am Sonntag. Der Weg in unserer Kirchgemeinde geht stark Richtung diakonischer Aktivitäten: Das ist wichtig, um soziale Kontakte aufrecht zu erhalten.»

Die «Storys» wurden mit dem Handy aufgenommen, werden nun zuhanden des Kirchenrats aufbereitet und fliessen so in den Reformprozess ein.

Gemeinschaft und gute Stimmung

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Die beiden Theaterleute Thomas und Simon Fricker sorgten mit humorvollen Sketchen immer wieder für kurze Unterbrechung und gedankliche Inspiration. Claudia Daniel-Siebenmann

Die angeregten Diskussionen wurden beim gemeinsamen Pasta-Mittagessen fortgesetzt. Massgeblich zur guten Stimmung beigetragen haben die beiden Theaterleute Thomas und Simon Fricker, die mit humorvollen Sketchen immer wieder für kurze Unterbrechung und gedankliche Inspiration sorgten, beispielsweise mit der Begrüssung «Werte Trauergäste, es ist Zeit, Abschied zu nehmen – von der Kirche, wie wir sie bisher gekannt haben.» Running Gag in ihrem Programm war die Antwort «Frag doch mal Chris!» oder «Einfach Chris fragen!» auf alle Fragen, auf die es keine schnelle Antwort gab. Am Ende lösten sie auf: «Wer ist denn Chris überhaupt?» – «Ja Chris! Chris-tus!». Damit wurde der Bogen zur Eingangspredigt geschlagen «Wo zwei- oder drei-(hundert) in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.»

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