Die Farben des Evangeliums in die Kirchen scheinen lassen

Eröffnung des Felix Hoffmann-Wegs mit sechs reformierten Kirchen im Aargau

Veröffentlicht am 13. April 2014

Medienmitteilung – Am Samstag hat die Reformierte Landeskirche Aargau mit einer Feier mit über 100 Gästen in Küttigen, Aarau und Suhr den Felix Hoffmann-Weg eröffnet. Der thematische Wanderweg führt in sechs Etappen zu sechs reformierten Kirchen im Kanton Aargau, die von Glasmalereien des Aargauer Künstlers Felix Hoffmann (1911–1975) geprägt sind: Aarau, Auenstein, Buchs, Kirchberg, Rupperswil und Suhr. Kirchenratspräsident und die Kunsthistorikeri würdigten das Schaffen von Felix Hoffmann und seine Bedeutung.

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Projektleiter Kurt Stehlin (li.) übergibt das Schild, das auf die "Kirche am Felix Hoffmann-Weg" hinweist, an den Kirchenpflegepräsidenten der Kirchgemeinde Kirchberg, Markus Schlienger (re.) Roger Wehrli

Anlässlich der Feier in der gut besetzten Kirche auf Kirchberg, an der auch zwei Nachkommen von Felix Hoffmann teilnahmen, erklärte der Kirchenratspräsident der Reformierten Landeskirche Aargau, Christoph Weber-Berg, dass der ursprüngliche Gegensatz zwischen einer Reformation, die alle Kunstwerke aus den Kirchen entfernen liess, und der bildenden Kunst glücklicherweise überwunden sei. Felix Hoffmann gelte es in seiner Bedeutung für die Kunst und für die reformierte Kirche im Aargau noch tiefer zu entdecken. Denn das künstlerische Schaffen des Aarauer Grafikers und Malers, war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer dem Gegenständlichen verpflichtet und wurde deshalb in der damaligen Kunstszene zu wenig gewürdigt. Die Eindrücklichkeit und Zugänglichkeit seiner Bilder dürfe aber nicht dazu verführen, Kunst in der Kirche nur als dekoratives oder festliches Element einzuschätzen, mahnte Weber-Berg. Denn die bildende Kunst wie auch die Musik hätten die gleiche Bedeutung und Aufgabe wie die Theologie und die Predigt: Sie interpretierten das Evangelium von Jesus Christus, das Wort Gottes auf je eigenständige Weise. Die bildende Kunst werde, wie die Theologie, genau dann wertvoll, wenn sie den Alltag, das Sichtbare und Gegenwärtige, durchsichtig macht für das Unsichtbare, das Göttliche und Unverfügbare. Genauso wie erst die Glasmalereien das Licht der Sonne in seinen vielen Farben in die Kirche scheinen lasse.

Die Kunsthistorikerin Barbara Strasser, die auch wissenschaftliche Leiterin des Dokumentationsprojekts ist, das die 90 reformierten Kirchen im Aargau umfassend im Internet (www.ref-kirchen-ag.ch) präsentiert, führte mit grosser Einfühlsamkeit und Begeisterung in das Werk von Felix Hoffmann in jeder der drei Kirchen, Aarau, Kirchberg und Suhr, die an der Eröffnungswanderung besucht wurden ein. Der in Aarau als Zeichenlehrer tätige Felix Hoffmann war ein national und international gefragter Illustrator und hat mit seinen Glasmalereien in elf reformierten Kirchen im Aargau aber auch in anderen Kantonen und im Berner Münster bleibende Kunstwerke geschaffen.

Strasser beschrieb seine Entwicklung vom Grafiker, der vor allem der Linie und klaren Struktur verpflichtet war, zu einem Glasmaler, der auch Farben in mit künstlerischer Bravour und sorgfältig durchdacht einsetzte. Immer wieder würden bei ihm, der sich intensiv mit biblischen Geschichten auseinandersetzte und diese in vielen Büchern illustrierte, die gleichen Themen aus dem Leben Jesu und aus dem Alten Testament auftauchen. Jedes Mal aber variiere er die Motive und füge andere Details an, erklärte Strasser und betonte: «Seine Bilder sind gleichzeitig künstlerisch und handwerklich-technisch bis ins letzte Detail durchdacht.» Das führte sie den vielen Gästen – passend zur Jahreszeit – an den Oster- und Kreuzigungsszenen vor, die in allen drei Kirchen im Zentrum stehen.

Zum Einstieg in den praktischen Teil, das «Erwandern» des Wegs, erläuterte der Theologie Kurt Stehlin, der im Rahmen seiner Arbeit für die Projektstelle «Neues Alter 50+» den Wanderweg in Zusammenarbeit mit den sechs Kirchgemeinden geplant und eingerichtet hatte, das weitere Programm mit Wanderungen auf den zwei Etappen nach Aarau und nach Suhr. An allen drei Orten wurde die grosse Wandergruppe von den Präsidenten der Kirchenpflegen, Markus Schlienger (Kirchberg), Frank Gantner (Aarau) und Martin Brunner (Suhr) begrüsst und mit Speis und Trank verwöhnt.

Der «Felix Hoffmann-Weg» verbindet sechs reformierte Kirchen in der Region Aarau und lädt ein zu Wanderungen weitgehend über schöne Wanderwege durch Wälder und der Aare entlang, zum Entdecken der faszinierenden Glasmalereien des Künstlers und zum Verweilen in den ausdrucksstarken Kirchen. Der Wanderweg ist als Rundweg gestaltet. Man kann aber auch die Kirchen einzeln besuchen. Die Wanderzeit für den gesamten Rundweg (Länge: ca. 28 km) beträgt ca. 7:15 Stunden bei 4 km pro Stunde.

Der Projektleiter Frank Worbs, Leiter Kommunikation und Marketing der Landeskirche, stellte die Tafeln vor, die die sechs Kirchen am Felix Hoffmann-Weg kennzeichnen, und den ausführlichen Faltprospekt, der den Wanderweg und die Glasmalereien in den sechs Kirchen beschreibt, aber auch die weiteren fünf Kirchen im Aargau aufführt, in denen ebenfalls Werke von Felix Hoffmann zu sehen sind. Auch in der Wanderbroschüre von Aargau Tourismus wurde der Felix Hoffman-Weg aufgenommen.

verfasst von
ria/ Frank Worbs