Medienmitteilung – Die Synode der Reformierten Landeskirche Aargau tagte am Mittwoch, 7. Juni, in Seengen und wählte zwei neue Kirchenratsmitglieder für die zurücktretenden Dorothea Leicht-Forster und Therese Wagner sowie den gesamten Kirchenrat für die Amtsperiode 2007 bis 2010. Die amtierende Kirchenratspräsidentin Claudia Bandixen wurde überzeugend wiedergewählt.
Die Synodalen folgten in den ruhig verlaufenden Verhandlungen allen Anträgen des Kirchenrates. Sie genehmigten die mit einem Überschuss abschliessende Rechnung 2005 der Zentralkasse, Bestimmungen für die deutlich erhöhte Entschädigung des Kirchenrates, die Fusion von zwei Kirchgemeinden sowie das revidierte Pensionskassenreglement.
Synodepräsident Urs Zimmermann verabschiedete die Ende Juni nach sechs Amtsjahren zurücktretende Kirchenrätin Dorothea Leicht-Forster, Bremgarten, mit einer Würdigung ihres Einsatzes für die landeskirchliche Seelsorge und das Dossier Diakonie, das sie in den letzten Jahren führte. Speziell erwähnte er den von ihr erarbeiteten Vertrag mit der HEKS Regionalstelle in Aarau und die Leitung des Bullingerjubiläums 2004.
Für den frei werdenden Sitz wurde die von der Synodefraktion «Lebendige Kirche» portierte Myriam Heidelberger Kaufmann, Mellingen, geb. 1971, mit 153 von 162 Stimmen gewählt. Die gelernte biomedizinische Analytikerin leitet seit Sommer 2004 als Zentralsekretärin die operativen Geschäfte des Cevi Schweiz und absolviert eine Diplomlausbildung Management in Non-Profit-Organisationen. Sie tritt ihr Amt am 1. Juli 06 an.
Anschliessend wurden der gesamte Kirchenrat mit den amtierenden Mitgliedern Urs Karlen, Hans Peter Mauch, Konrad Naegeli und Hans Rösch und in einem separaten Wahlgang die Kirchenratspräsidentin Claudia Bandixen mit überwältigendem Mehr für die Amtsperiode 2007 bis 2010 wiedergewählt. Sie erhielten zwischen 151 und 158 Stimmen der anwesenden 162 Synodalen.
Theologische Diskussionen um Kirchenratskandidaten
Da Kirchenrätin Pfarrerin Therese Wagner, Biberstein, auf das Ende der laufenden Amtsperiode im Dezember 2006 zurücktritt, musste ein weiteres Kirchenratsmitglied für die neue Amtsperiode gewählt werden. Das Aargauer Pfarrkapitel, unterstützt von der Synodefraktion «Freies Christentum», schlug Pfarrer Dr. Martin Keller-Gysi aus Rohr, geb. 1956, vor. Nach einer kurzen, kontroversen Diskussion über einen Artikel von Martin Keller im Aargauer Kirchenboten über das heutige Verständnis von Jesus Christus wurde Keller mit 123 Stimmen gewählt.
Martin Keller absolvierte nach seinem Musikstudium und der Tätigkeit als Musiklehrer das Theologiestudium an der Universität Basel und promovierte 1995 zum Doktor der Theologie. Nach drei Jahren als Dozent für Altes Testament und Hebräisch in Lesotho (südliches Afrika) trat er 1998 die Pfarrstelle in der Aargauer Kirchgemeinde Buchs-Rohr an und ist seit 2003 Vizedekan des Dekanats Aarau. Er tritt das Amt im Kirchenrat im Januar 07 an.
Auch bei den Mitgliedern des Rekursgerichtes, der Judikative der Landeskirche, gab es Rücktritte und Ersatzwahlen. Für den zurücktretenden Willy Dürig rückt das Ersatzmitglied Markus Sahli als ordentliches Mitglied nach. Das Rekursgericht wurde mit dieser Änderung und den bisherigen Mitgliedern John Christoffel (Präsident), Jürg Vögtli (Aktuar), Frank Gantner und Rudolf Schmid für die Amtsperiode 2007 bis 2010 wiedergewählt. Als neue Ersatzmitglieder wurden die Juristin Anja Martina Kaufmann, Gränichen, und Rosmarie Keller-Haller, Brugg, Friedensrichterin im Bezirk Brugg, gewählt.
Rechnung und Erhöhung des Kirchenratspensums
Einstimmig genehmigten die Synodalen die Rechnung 2005 der Zentralkasse der Reformierten Landeskirche, die bei einem Gesamtaufwand von 10 376 153 Franken mit einem Ertragsüberschuss von 286 350 Franken abschliesst. Der Ertragsüberschuss wird zunächst dem Eigenkapital gutgeschrieben. Über die Verwendung diskutiert die Synode im November 2006.
Das Dienst- und Lohnreglement der Landeskirchlichen Dienste wurde um Bestimmungen für den Kirchenrat und dessen vollamtliches Präsidium ergänzt, welche bisher in separaten Reglementen geregelt waren. Der Antrag der Geschäftsprüfungskommission eine spezielle Vorruhestandsregelung für das Kirchenratspräsidium zu streichen, wurde abgelehnt. Nach kurzer Diskussion genehmigte die Synode das ergänzte Reglement und damit auch die Erhöhung des entschädigten Pensums der ehrenamtlichen sechs Kirchenratsmitglieder von 60 auf 90 Stellenprozente. Die Synodalen tragen damit den erhöhten Ansprüchen an das Engagement der Kirchenratsmitglieder im strategischen und politischen Bereich Rechnung. Auch für Personen, die mitten im Erwerbsleben stehen, soll es möglich sein, das Ehrenamt mit dem erforderlichen Engagement und den beruflichen Einschränkungen zu übernehmen.
Die Fusion der Kirchgemeinden Bözberg und Mönthal wurde von der Synode ohne Diskussion einstimmig bewilligt. Ausserdem bewilligte die Synode das von der Verwaltungskommission der Pensionskasse der Aargauer Landeskirche vorgelegte revidierte Reglement der Pensionskasse, das die geänderten Vorschriften der beruflichen Altersvorsorge (BVG), insbesondere die Heraufsetzung des AHV-Rentenalters der Frauen von 62 auf 64 Jahre, aufnimmt.
In seinem Schlussbericht zur Öffentlichkeitskampagne der Reformierten Kirchen im Herbst 05 legte der Kommunikationsleiter Frank Worbs die Ergebnisse einer repräsentativen Befragung in der Nordwestschweiz vor. Ca. 55% der Befragten - das entspricht ca. 500 000 Menschen - haben die Plakate zu Fragen wie «Ist Fussball alles, woran Sie glauben?» gesehen und dieser Aktion der Reformierten Kirchen grosse Sympathie entgegengebracht.
Motion zu verfolgten christlichen Gemeinden
Schliesslich nahm der Kirchenrat eine Motion der Reformatorisch-Evangelischen Fraktion entgegen, welche die Situation von christlichen Gemeinden anspricht, die bei der Ausübung ihres Glaubens eingeschränkt oder von Verfolgung bedroht sind. Die Fraktion verlangt, dass der Kirchenrat dies im Aargau schwerpunktmässig behandelt und via SEK diesbezüglich einen Vorstoss an den Ökumenischen Rat der Kirchen unternimmt. Der Synodale Peter Baumberger mahnte allerdings «gegenseitigen ehrlichen Respekt vor den anderen Religionen» an und warnte vor einem «Tag der verfolgten Christen», wie ihn die Motion vorschlägt, weil dies auch für Provokationen genutzt werden könnte. Er würde einen «Tag der verfolgten Menschen» für angemessener für die reformierte Kirche halten.