Farbige Schätze – von gotisch bis abstrakt Glasmalerei in reformierten Aargauer Kirchen online erleben:

Veröffentlicht am 8. August 2019

Medienmitteilung – Dass die Aargauer Klöster Muri und Wettingen kostbare Glasmalereien besitzen, wissen viele Kunstinteressierte, und mit den berühmten Chorfenstern im ehemaligen Kloster Königsfelden braucht der Kanton selbst den internationalen Vergleich nicht zu scheuen.

Weniger bekannt ist noch immer, dass auch die Aargauer Reformierten über gotische Schätze von hohem Rang in zwei vorreformatorischen Kirchen, Staufberg und Zofingen, verfügen und mit einer Vielzahl von weiteren Glasmalereien bis ins 21. Jahrhundert aufwarten können. Diese Kunstschätze kann man nun übersichtlich in der Online-Dokumentation der reformierten Kirchen im Aargau entdecken.

Bild Sposalizio
„In der nördlichen Sakristei der Stadtkirche Zofingen, der sogenannten «Taufkapelle», findet sich ein Fenster von Heinrich Röttinger (1866–1948) aus Zürich. Es wurde 1923 in historisierendem Stil geschaffen und zeigt die Vermählungsszene eines weltlichen Paares mit Jesus Christus.“ Markus Hässig

Die bestehende Sektion «Glasmalerei» auf dem Internetauftritt der 93 reformierten Aargauer Kirchen www.ref-kirchen-ag.ch wurde um vier umfangreiche Seiten ergänzt. Neu findet sich hier eine umfassende Übersicht über Glasmalereien in den Kirchen, die nach den einzelnen Künstlern geordnet ist. Weitere Übersichten listen die Kirchen chronologisch, gebietsweise (nach Bezirken) und von A–Z auf. Links führen jeweils direkt zu den entsprechenden Seiten der jeweiligen Kirchen.

Präzise Suche…

Damit kann man nun die Bestände an Glasmalerei rasch und bequem nach verschiedenen Kriterien abfragen, wie etwa: Gibt es in der Kirche X Glasmalerei? In welchen Bezirken ist der Bestand am dichtesten? Welche Künstler haben in Aargauer Kirchen gearbeitet, und ist mein Lieblingskünstler auch vertreten? Wie viele Künstlerinnen gibt es? Letzteres liesse sich durch einen Blick auf die Seite «Künstler» sogleich beantworten: Nicht eben viele – aber in der kleinen Kirche Schafisheim gibt es ein zeitgenössisches Werk einer Künstlerin von 2007 mit dem poetischen Titel «Sonnenklang». Ein Klick – und schon erfreut der abstrakte Lichtklang in Goldgelb, und man liest, was die Künstlerin über ihr Schaffen zu sagen hat.

…auch für komplexere Fragen

Mit den Angaben auf den Übersichtsseiten lassen sich auch komplexere Fragen beantworten wie: Welche Auswirkungen hat die Gemischtkonfessionalität im Kanton Aargau auf den Kirchenbau im Allgemeinen und auf die jeweilige Glasmalerei im Besonderen? Gibt es Zeiten und Gebiete mit besonders viel, besonders wenig oder gar keinen Beständen? Warum ist das so? Oder: Wie können alte und moderne Glasmalereien in derselben Kirche nebeneinander bestehen?

Spannende Funde

Es ist zu hoffen, dass durch die detaillierte und übersichtliche Auflistung auch bisher weniger bekannte Einzelwerke und Künstler präsenter werden. Zudem kann man auf den Internetseiten spannende Entdeckungen machen, die sich selbst vor Ort nicht immer auf den ersten Blick ergeben.

Ein Beispiel findet sich etwa in der seitlichen, sogenannten «Taufkapelle» in der Stadtkirche Zofingen, das neben dem grandiosen gotischen Passionszyklus und den sechs historischen Wappenscheiben im Chor einen Blick wert wäre: In historisierendem Stil hat Heinrich Röttinger (1866–1948), Nachkomme der berühmten Zürcher Glasmalerei-Dynastie Röttinger, 1923 ein Fenster in der Bildtradition des sogenannten «Sposalizio» (die Vermählung von Maria und Josef nach dem Protojakobus-Evangelium) gestaltet: Hier wird allerdings ein weltliches Paar gezeigt, dessen Hände durch Jesus Christus höchstpersönlich im Bund der Ehe zusammengefügt werden.

Vorreformatorisch oder lieber modern?

Wie wäre es wieder einmal mit etwas Vorreformatorischem, zum Beispiel mit der bewegenden Kreuzigung im zentralen Chorfenster der Kirche Staufberg? Oder mit einem sehr katholisch anmutenden, lieblichen Christus von 1869 von Karl Wehrli in der Kirche Tegerfelden? Oder vielleicht doch lieber ein Blick auf bewährte Aargauer Künstler des 20. Jahrhunderts? Paul Eichenberger in den Kirchen Beinwil am See, Gontenschwil, Niederlenz, Reinach und Vordemwald? Und dass Felix Hoffmann in der Kirche Suhr neben den drei grossen Chorfenstern auch sechs kleine Masswerkszenen im Schiff gestaltet hat, wissen nur Wenige! Klick – und man verliebt sich vielleicht gleich in einen attraktiven jungen Mann namens Mose, der gehört hat: «Nimm deine Sandalen von den Füssen, denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden.» (Exodus 3,5) und der sich daraufhin neben dem brennenden Dornbusch eben in fast lässiger Weise seiner rechten Sandale entledigt.

Neues und Überraschendes

Mit anderen Worten: Es gibt noch immer und immer wieder Neues und Überraschendes in den Fenstern der reformierten Aargauer Kirchen zu entdecken, das durch den Bereich Glasmalerei auf www.ref-kirchen-ag.ch nun übersichtlich erschlossen wird. Als nächstes ist eine umfassende Übersicht über die Themen und Motive in diesen Beständen geplant, die weitere spannende Einsichten verspricht und bald online gehen soll.

verfasst von
Informationsdienst der Reformierten Landeskirche / Barbara Tobler
Quellen
Auf www.ref-kirchen-ag.ch wurde die Sektion «Glasmalerei» um vier umfangreiche Seiten ergänzt. Neu findet sich hier eine umfassende Übersicht nach folgenden Kriterien: Kirchen von A–Z, chronologisch, gebietsweise (Bezirke), und nach den einzelnen Künstlern (chronologisch). Die Seite «Literatur» wurde um den Teil «Weiterführende Informationen und Links» erweitert, der Grundlegendes zum Vitrocentre in Romont, zum «Corpus Vitrearum» und weiteren Bereichen ganz allgemein der Glasmalerei vermittelt.