Das 26. ökumenische FrauenKirchenFest Aargau wurde am 21. Oktober in der reformierten Kirche Teufenthal mit rund 50 Teilnehmerinnen gefeiert. Neben der liturgischen Feier und dem Flötenensemble Alauda aus Küttigen genossen die Frauen ein Mahl mit drei Tischreden und Schönem aus Musik, Kirche und Schöpfung.
Beim Ankommen mit Apéro und ersten Klängen des Flötenensembles unter der Leitung von Tobias Seefeld, dem einzigen Mann an diesem Abend, wurden die Frauen durch Christine Friderich, Pfarrerin der Kirchgemeinde, willkommen geheissen. Die mitgebrachten farbigen Bänder wurden schön aufgereiht vor der Kirche. Eigentlich hätten sie den Baum schmücken sollen, der am FrauenKirchenFest 2003 vor der Kirche gepflanzt worden war. Wegen des Regens vor diesem Abend, wollte man den Frauen jedoch nicht bereits vor dem Anlass die schönen Schuhe ruinieren.
«Im Namen Gottes, der die Schönheit ins Leben rief. Im Namen Jesu, der die Schönheit lebte. Im Namen der Heiligen Geistkraft, die uns mit Schönheit beschenkt. Amen». Mit diesem Gruss eröffnete Kerstin Bonk die Liturgie des 26. FrauenKirchenFestes. «Wenn eine alleine träumt …, wenn viele gemeinsam träumen, so ist das der Beginn einer neuen Wirklichkeit», sangen alle zu den Klängen der Flöten. Christine Friderich gab den Frauen ihre Gedanken zu Jesaja 61, 1-3 mit. Nach weiteren Flötenklängen bat Susanne Andrea Birke die Frauen, ihre Hände anzuschauen, zu spüren, welche Schönheit wir geschenkt bekommen haben, was alles unsere Hände geschaffen und Schönes erlebt haben. Nach Dankgebeten mit den Worten «öffne unsere Augen und Herzen für all die Schönheit um uns», «hilf uns die Schönheit, die du uns anvertraut hast, zu bewahren», «lass deine Liebe und Schönheit sich ausbreiten in der Welt – auch durch uns» rundete der Segen die Liturgie ab.
Tischreden zwischen den Gängen
Nach letzten Flötenklängen wurde die erste Tischrede eröffnet. Regula Grehn, Pianistin und Organistin, eröffnete den Frauen die Schönheit der Musik am Steinway-Flügel mit dem berühmten «Air» aus der 3. Suite G-Dur von Bach. Sie erzählte, Musik sei individuell und der Geschmack ändere sich anhand der momentanen Stimmung oder Schwingung, wie bei einer Stimmgabel. Sie wurde für eine Beerdigung auch schon gebeten, «Der letzte Postillon vom Gotthard» zu spielen, was sie nach entsprechender Recherche auch machte. Da sie in Schweden und der Schweiz lebt, folgte das schwedische Lied «Lichterstadt». Die Frauen genossen die Klänge der virtuosen Pianistin und wurden nach «Bach goes to town» kulinarisch mit einer Kürbissuppe verwöhnt.
Die Tischrede vor dem Hauptgang hatte es mit Tiefgang für «Schönheit im Kirchenraum, in Kirchenräumen» in sich. Barbara Tobler, Kunsthistorikerin mit Fachbereich Sakralkunst und -architektur meisterte ein Plädoyer auf die absolute Schönheit, die Dreidimensionalität der Sakralräume, die Transzendenzfarbe Blau. Sie sprach ein Erlebnis eines Vierzehnjährigen auf Klassenfahrt in einer romanischen Klosterkirche im französischen Zentralmassiv an: Dabei erfuhr er eine plötzliche Offenbarung der Schönheit der romanischen Kunst und dadurch seinen Wunsch Maler zu werden. «Was macht es im Kern aus, dass es ganz offensichtlich eine Schönheit sakraler Räume gibt, die so beeindruckt, überwältigt, das Zeitliche und Persönliche gleichsam transzendiert und deshalb ganz unterschiedliche Menschen mehr oder weniger dasselbe aussagen lässt, in Begriffen wie ‹überwältigend›, ‹phantastisch›, ‹magisch›, ‹überirdisch›, also etwas letztlich Unverfügbares. Fest steht unbedingt: Echte, authentische Schönheit besteht, Zeitgeistiges, Modisches, ‹Gemachtes› nicht! Nur so ist zu erklären, dass einerseits neue gesichtslose Kirchen emotionslos abgerissen werden können, andererseits aber sehr alte Kirchenräume Menschen ganz direkt und immer wieder aufs Neue anzusprechen, zu begeistern und zu ergreifen vermögen», so die wissenschaftliche Projektleiterin des Internetauftritts «Reformierte Kirchen im Aargau» mit Arbeitsschwerpunkt sakrale Glasmalerei, spätgotische Kirchen und Paradiesgärtlein. Barbara Tobler ist hier absolut sattelfest und sie hätte die komprimierten 15 Minuten, in deren es mucksmäuschenstill war, ohne weiteres auf mehrere Stunden auszudehnen gewusst. Der erwähnte Jugendliche wurde tatsächlich Maler, es ist der weltberühmte Künstler Pierre Soulages (1919–2022). Nach seinem Jugenderlebnis gestaltete er auf Anregung des französischen Kulturministeriums 104 neue Fenster für die Abteikirche Sainte-Foy de Conques (erbaut von 1050–1130). Vollendet wurden die Fenster 1994.
Gestärkt durch den Hauptgang folgten die Frauen der letzten Tischrede von Vroni Peterhans – Bäuerin, Katechetin und Präsidentin von oeku.ch: Wie klingt die Schönheit der Schöpfung? Mit eigenen Klangerlebnissen, wie der Hand am Ohr (ähnlich wie Meerrauschen) oder am Puls (Lebensenergie spüren), dem Nachahmen von Vögeln mit Naturalien oder den Glücksgefühlen beim Reinblasen mit «Röhrli» ins volle Glas. Wenn Wasser mit «Liebe» oder «Chaos» betitelt wird, entstehen ganz unterschiedliche Wasserkristallmandalas. Vroni Peterhans nahm uns spielerisch mit, in die Natur (Rascheln des Herbstlaubes, eine Feder ohne Ton), die Schöpfung und deren Klänge. Es gibt 7 Töne wiederholend, 7 Schöpfungstage, 7 Symphonien. Am sechsten Tag soll die Musik entstanden sein, zusammen mit den Menschen als Resonanzkörper. In Gottes Sinn sind wir ein Ton. Diesen liessen wir auch gemeinsam erklingen, kraftvoll und klar. «Das Singen ist die Muttersprache der Menschen», nach Yehudi Menuhin. «Das Gras wachsen hören», oder «C’est le ton qui fait la musique », regte zum darüber Nachdenken an.
Nach dem Dessertbuffet, reich gespendet von den Teilnehmerinnen, spielte Regula Grehn ein letztes Stück: «What a wonderful world», die Mitwirkenden wurden mit einer roten Rose beschenkt und bis zum nächsten Mal verabschiedet. Gemäss drei Teilnehmerinnen war dies «das bis jetzt schönste FrauenKirchenFest», das Thema wurde «getroffen», sie seien nun «aufgestellt und bereichert».
- nächstes FrauenKirchenFest: 20. Oktober 2023