Bericht von der Gesprächssynode «Unsere Vision für eine lebendige Kirche» vom 13. September 2017 in Lenzburg

Gottvertrauen oder Organisationsentwicklung? Die Vision einer lebendigen Kirche

Veröffentlicht am 14. September 2017

Medienmitteilung – «Unsere Vision für eine lebendige Kirche» war das Thema der diesjährigen Gesprächssynode der Reformierten Landeskirche. Und lebendig waren die Diskussionen, die 106 Synodale und 22 Gäste am Mittwoch im reformierten Kirchgemeindehaus Lenzburg führten. Drei anregende Impulsreferate gaben Einblick in kirchliche Entwicklungsprozesse und zeigten konkrete Beispiele aus unterschiedlichen Kirchgemeinden.

Eine überlegte Choreografie nahm die Teilnehmenden auf eine spannende Gedankenreise in die Zukunft der Kirche mit.

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Die Synodalen der Reformierten Landeskirche Aargau diskutieren im Kirchgemeindehaus Lenzburg über ihre Visionen von der Kirche. Mirjam Stutz

Braucht die Kirche eine Vision, hat sie gar schon eine, und wie lebt sie diese? Auf diese zentralen Fragen gab der Gottesdienst zu Beginn der Veranstaltung Antworten. Kirchenratspräsident Christoph Weber-Berg verwies in seiner Predigt auf das Fundament der Kirche: Jesus Christus. Er sprach Stärken und Schwächen der Kirche an und zeigte auf, wie aus theologischer Sicht aus Schwächen Stärken werden können, weil die Kirche sich ihren Auftrag nicht selbst gegeben habe.



Synodepräsident Roland Frauchiger betonte in seiner Einführung, dass das Mitdenken der Synodalen bei inhaltlichen Fragen im Rahmen der Gesprächssynode eine wichtige strategische Aufgabe des Kirchenparlaments sei.


Im ersten Impulsreferat über «Aussichten, Vermutungen, Hoffnungen und Ziele der Kirche» verortete Pfarrer Benedikt Schubert aus Basel die Aargauer Landeskirche in der weltweiten Kirche. Er beschrieb in Bezug auf die Weltbevölkerung im Gegensatz zum absoluten Wachstum religiöser Aktivitäten eine relative Stagnation des Christentums. Das «vitale Zentrum» der Christenheit verschiebe sich zunehmend von Europa weg. Für ihn ist es wichtig, dass auch die charismatischen, also vom Heiligen Geist erfüllten Bewegungen, in der Schweizer Kirche besser integriert würden. Sie würden urchristliche Traditionen aufnehmen, und auch in der reformierten Kirche müsse man dem Gefühl neben dem kritischen Verstand mehr Raum geben.

Im zweiten Impulsreferat berichtete Beat Steiner, Präsident der Kirchenpflege Erlenbach, von den Erfahrungen einer Kirchgemeinde am rechten Zürichseeufer. Er erzählte, wie er sich als lange Jahre eher «distanziertes Mitglied» durchaus der Kirche verbunden fühlte und dann plötzlich in kurzer Zeit in das Kirchenpflegepräsidium eingestiegen sei. Steiner zeigte gelungene Beispiele und Erfolgsgeschichten seiner Kirchgemeinde und was sie für die Zukunft planen.

Das dritte Impulsreferat verdeutlichte, wie langfristig und ressourcenintensiv die Entwicklungsarbeit einer lebendigen Kirche ist. Alfred Aeppli beschrieb den Weg, den er während 19 Jahren als Pfarrer in der Kirchgemeinde Jegenstorf zusammen mit einer grossen Zahl an Ehrenamtlichen und Freiwilligen gegangen ist.

«Ich bin begeistert und motiviere.»

Am Nachmittag nahmen die Synodalen die Anregungen des Vormittags auf und verknüpften sie mit den Erfahrungen in den eigenen Kirchgemeinden. In zwölf Gruppen formulierten sie daraus ihre Vision einer lebendigen Kirche. Daraus entstanden Sätze wie: «Eine lebendige Kirche fördert ein aktives Glaubensleben für alle Altersgruppen.» «Wir fühlen uns getragen in einer offenen, weltweiten Kirche, die über unser Leben hinausgeht.» und «Ich bin begeistert und motiviere.»

Die Diskussionen an der Gesprächssynode waren geprägt von Offenheit gegenüber unterschiedlichen Denkweisen und Überzeugungen. Die Synodalen betonten auf der einen Seite eine gelebte Spiritualität und die Botschaft des Evangeliums als Basis einer offenen und mutigen Gemeinschaft, sahen die Kirche aber auch als «kundenorientierte Dienstleisterin», in der «Organisations- und Umstrukturierungsprozesse» sorgfältig angegangen werden müssen. Gegenseitige Wertschätzung, Toleranz und einander Ermutigen sind Eckpfeiler des gemeinsamen Wegs, der sich an dem Ziel, das bei Gott bewahrt ist, orientieren muss.

verfasst von
ria / Regina Hauenstein