Bericht von der Synode am 5. November 2014 im Grossratssaal in Aarau

Jugendhaus Rügel wird renoviert und formale Hürde beim Austritt beseitigt

Veröffentlicht am 5. November 2014

Medienmitteilung – 157 Synodale der Reformierten Landeskirche Aargau im Grossratssaal in Aarau beschlossen, das über 50 Jahre alte Jugendhaus der Landeskirche neben dem Tagungszentrum Rügel bei Seengen zu sanieren. Das Kirchenparlament genehmigte das Budget 2015 trotz eines Aufwandsüberschusses und unterstützte die Einrichtung einer gemeinsamen Mitgliederverwaltung per Postulat. Der Kirchenrat übernahm eine Motion, die Austritte ohne Einschreiben verlangte, um die formalen Hürden bei einem Austritt zu beseitigen.

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Synodepräsidentin Silvia Kistler verabschiedet den Vizepräsidenten des Kirchenrats, Urs Karlen, nach 11 Jahren Exekutivtätigkeit mit einem Blumenstrauss und herzlichen Worten Frank Worbs

Der Ausführungskredit von 160‘000 Franken für werterhaltende Massnahmen im Jugendhaus der Landeskirche auf dem Rügel wurde diskussionslos
genehmigt, zumal er aus den Rückstellungen der Rügel-Rechnung finanziert werden kann. Während das Tagungshaus Rügel seit Januar 2013 in einer
Partnerschaft mit dem Seehotel Hallwil bzw. der Aargau-Hotels AG bewirtschaftet wird, ist das aus den 1960er Jahren stammende Jugendhaus noch ganz in der Verantwortung der Landeskirche. Der Zustand und vor allem die hygienischen Anlagen genügen dem heutigen Standard nicht mehr.
Die sanitären Einrichtungen, Lüftungsanlagen, Schlafräume und die Fassade sollen nun renoviert werden. Die Geschäftsprüfungskommission wünschte sogar darüber hinaus einen Vorschlag für die Gesamtsanierung, um das Haus ökologisch nachhaltiger betreiben zu können. Die Arbeiten sollen von November 2014 bis März 2015 ausgeführt werden.

Budget mit Aufwandüberschuss bewilligt

Trotz eines zum ersten Mal seit vielen Jahren budgetierten Aufwandüberschusses von 124‘745 Franken genehmigte die Synode den Voranschlag 2015 für die Zentralkasse der Landeskirche mit einem Gesamtumfang von 11‘278‘445 Franken. Das Budget basiert weiterhin auf einem reduzierten Zentralkassenbeitrag der Kirchgemeinden von 2,3 %. Franziska Zehnder von der Geschäftsprüfungskommission sprach von einem «finanztaktischen Defizit», das noch kein Alarmsignal sein müsse, weil dahinter kein strukturelles Defizit stehe. Der finanzverantwortliche Kirchenrat Hans Rösch bestätigte die Einschätzung, dass durch reduzierte Rücklagen auch eine schwarze Null erreicht werden könnte, wollte aber keine unseriösen Zahlenspielerein.

Auch ein Kredit von 182‘000 Franken für den Start von drei Projekten im Rahmen des Arbeitsprogramms 2015 – 2018 des Kirchenrats wurde diskussionslos bewilligt. Bei den drei Projekten geht es um Personalentwicklung, die Evaluation der Partnerschaftlichen Gemeindeleitung (PGL) und Musik in der Kirche. Zu allen Projekten werden der Synode noch definitive Konzepte und Kreditanträge vorgelegt. Der Kirchenrat möchte aber schon im 2015 mit ersten Schritten starten können und die Synode möglichst transparent über die Kosten informieren.

Revisionen in der Rechtsordnung

Die zahlreichen aber eher kleineren Geschäfte zu den Rechtstexten der Landeskirche waren bis auf eine Ausnahme unumstritten und schnell abgehandelt. Die Synode verabschiedete diskussionslos zwei neue Reglemente für den Soforthilfefonds und den Diakoniefonds der
Landeskirche und hob den Fonds für Unterstützungsbeiträge für nicht wiedergewählte und ausgesteuerte Pfarrerinnen und Pfarrer auf, der noch nie beansprucht worden war. Das neue Reglement für den Soforthilfefonds bestimmt den Einsatz der Mittel von jährlich 80 – 100‘000 Franken, um «in Katastrophenfällen Beiträge an die humanitäre Nothilfe zu leisten».

Der Fonds für ausserordentliche diakonische Aufgaben wurde von der Synode 1975 geschaffen. Seine Mittel sollen eingesetzt werden, um diakonische Projekte und Institutionen zu unterstützen, die «zur Lösung von sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen und politischen Fragen, zur Integration von Schwachen und Benachteiligten, sowie zur Förderung des Gesprächs zwischen unterschiedlichen Gruppen unserer Gesellschaft» beitragen. Über Beiträge bis zu 30‘000 Franken aus den beiden Fonds kann der Kirchenrat im Einzelfall selbständig entscheiden.

Weiterbildungsreglement zurückgewiesen

Bei verschiedenen Änderungen in der Kirchenordnung und sieben anderen Rechtstexten wurden die beantragten Korrekturen durchwegs genehmigt.
Erst als ein paar – aus Sicht des Kirchenrats eher formale – Änderungen des Weiterbildungsreglements für kirchliche Mitarbeitende zur Sprache kamen, gab es eine Überraschung: Roland Frauchiger, Thalheim, kritisierte im Namen der Evangelischen Fraktion, dass die scheinbar harmlosen Änderungen, die ohnehin schon arbeitnehmerfreundlichen Bestimmungen (zwei Wochen Weiterbildung pro Jahr) noch verstärken und den Spielraum der Kirchgemeinden weiter einschränken würden. Er verlangte eine vollständige Überarbeitung des Reglements, das jetzt schon den Eindruck eines Flickwerks mache. Es solle nicht noch mehr an einzelnen Stellen korrigiert werden. Kirchenratspräsident Christoph Weber-Berg nahm die Kritik ernst und zog im Namen des Kirchenrats die beantragten Änderungen zurück.

Motion und Postulat

Schon im Vorfeld der Synodesitzung hatte eine Motion von Susanne Fricker, Rupperswil, und Katrin Imholz, Gränichen, zu einer formalen Vereinfachung des Kirchenaustritts in den Medien zu reden gegeben. Die Motion verlangt eine Änderung der Kirchenordnung, damit die Mitteilung eines Kirchenaustritts wieder (wie früher) als einfaches Schreiben per Post möglich ist und nicht zwingend als Einschreiben aufgegeben werden muss. «Der Austritt wird mit Zugang der Austrittserklärung bei der Kirchenpflege oder Aufgabe zu deren Handen bei der Schweizerischen Post (Poststempel) wirksam.» So der neue Text. Da die vorgeschlagene Formulierung genau dem entspricht, was der Kirchenrat bereits im November 2010 bei der Gesamtrevision der Kirchenordnung vorgeschlagen hatte, nahm er die Motion gern entgegen. Die entsprechende Gesetzesänderung wird der Synode 2015 vorgelegt. Sowohl die Motionärinnen als auch Kirchenratspräsident Christoph Weber-Berg erwarten deshalb keine Zunahme von Austritten. Der Entscheid, in der Kirche zu bleiben oder zu gehen, werde völlig unabhängig von formalen Hürden getroffen, meinten sie unisono. Man müsse aber Mitgliedern, die gehen wollten, nicht noch unnötige Steine in den Weg legen.

Ein Postulat zur Mitgliederverwaltung von Lutz Fischer-Lamprecht, Wettingen-Neuenhof, wurde kurz diskutiert, obwohl der Kirchenrat bereit war, es entgegen zu nehmen und dann mit grosser Mehrheit überwiesen. Der Kirchenrat wird darin aufgefordert, «zu prüfen, ob und wie eine gemeinsame Mitgliederdatenbank für die Landeskirche eingerichtet werden könnte», in der auch kirchliche Ereignisse wie Taufen, Konfirmationen und Trauungen festgehalten werden und die die Anliegen des Datenschutzes berücksichtigt. Solange jede Kirchgemeinde für sich die Daten jeweils neu erfasst, begründen die Synodalen ihr Anliegen, gehen viele im Kontakt mit den Mitgliedern wichtige Informationen bei einem Wechsel der Kirchgemeinde verloren. Ausserdem würde eine gemeinsame Datenbank den administrativen Aufwand für die einzelnen Kirchgemeinden verringern.

Verabschiedungen und Würdigungen

Da dies die letzte Synode der laufenden Amtsperiode 2011 – 2014 war, standen einige Verabschiedungen und Würdigungen am Schluss der Sitzung:
Synodepräsidentin Silvia Kistler verabschiedete den Vizepräsidenten des Kirchenrats, Urs Karlen aus Magden, Kirchgemeinde Rheinfelden, nach elf
Jahren intensiver Exekutivtätigkeit. Als Präsident der Mitgliederzeitung «reformiert.» Aargau und später auch des schweizerischen Vereins «reformiert.» habe er massgeblich zum Zusammenschluss einer grossen kirchlichen Zeitung mit einer Auflage von über 700‘000 Exemplaren in vier Kantonen beigetragen. Für ihn, so Karlen selbst, seien neben den kirchlichen Medien immer die Anliegen der Kirchgemeinden im Vordergrund gestanden. So habe er sich sehr für die freie Wahl der Kirchgemeinde eingesetzt, die später leider aus formaljuristischen Gründen gescheitert sei.

Anschliessend wurde Synodepräsidentin Silvia Kistler selbst nach zwei Amtszeiten als Vizepräsidentin und als Präsidentin des Parlaments vom jetzigen Vizepräsidenten Roland Frauchiger und von Kirchenratspräsident Christoph Weber-Berg mit herzlichen Worten, Blumen und einem sehr exklusiven Wein vom Rebberg der Landeskirche verabschiedet.

Nachzutragen bleibt noch, dass die Synode die Bemühungen um Integration von Ausländern unterstützen will, indem die Landeskirche Mitglied im
Verein "Anlaufstelle Integration Aargau AIA" wird. Ins Synodebüro wurde Reto Löffel, Oberentfelden, mit 152 von 152 Stimmen gewählt.

verfasst von
ria / Frank Worbs