Eine sambische Krankenschwester setzt ihre Pensionszeit dafür ein, das Leben der Frauen in ihrer ländlichen Gemeinde durch ein Projekt zu verändern. Für ihre außerordentlichen Verdienste um die Ausbildung von Frauen erhielt Agnes Lisulo Mulemwa aus Senanga, Sambia, am 20. März, in der Deutschen Kirche in Murten (FR) den internationalen Sylvia-Michel-Preis, verliehen von der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen in Zusammenarbeit mit den Präsidentinnen der Reformierten Kirchen der Schweiz.
Die Evangelisch–reformierte Kirche des Kantons Freiburg war Gastgeberin der Preisverleihung im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes mit weit
über hundert Gästen. Die Preisträgerin Agnes Lisulo Mulemwa nahm den Sylvia-Michel-Preis in Form einer Urkunde aus den Händen von Patricia
Sheerattan-Bisnauth, Exekutivsekretärin für Geschlechtergerechtigkeit in der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (WGRK) , entgegen. Das
Preisgeld von 5 000 Dollar wurde von den PanKS (Präsidentinnen, amtierende und nicht amtierende, der reformierten Kirchen der Schweiz) gestiftet.
Agnes Lisulo Mulemwa, eine ehemalige Oberschwester, wurde für ihr Lebenswerk geehrt, das Liyoyelo Batik-Zentrum in Senanga, einer Gemeinde
im Südwesten Sambias. Das Projekt bildet Frauen dazu aus, ein eigenes Einkommen zu erzielen, z. B. mit der Herstellung von Batik und Kerzen
oder der Produktion von Obst und Gemüse. Mulemwa arbeitet mit einem Netzwerk von Frauen in der Kirche, «Anamoyo» genannt, die für ihr Engagement in gemeinnütziger Arbeit im Namen der Kirche bekannt sind.
Hedwig Schneider, die erste Synodalratspräsidentin in Freiburg, hatte Mulemwa für den Preis vorgeschlagen. Die Frauen waren sich begegnet, als
Schneider vor Jahrzehnten für Hilfsprojekte der Kirchen nach Sambia reiste. Zu den Hilfslieferungen gehörte auch Material für die
Herstellung von Batik. Daraus entstand das das Liyoyelo Batik-Zentrum. Später kam die Produktion von Obst und Gemüse für Menschen mit HIV und
AIDS dazu. Die Frauen gehen lange Strecken, um für die Kranken in der Region zu sorgen. Dabei tragen sie Früchte und Gemüse mit sich. «Oft kommen wir mit geschwollenen Beinen an», sagte Mulemwa.
Martina Zurkinden, Vizepräsidentin des Synodalrates der Freiburger Kirche, würdigte Agnes Lisulo Mulemwa und zitierte einen Grundsatz ihrer
Arbeit: «Wenn du eine Frau ausbildest, bildest du die ganze Welt aus, weil Frauen ihr Wissen weitergeben.» Wir werden unser Kirchen und
unserer Gesellschaft nur weiterbringen, wenn wir die Fähigkeiten der Frauen anerkennen, sagte Zurkinden. Als «Anamoyo» habe Agnes Lisulo
andere Frauen dazu befähigt, ihr Leben selbstbestimmt und selbstverantwortet zu führen.
Die Freiburger Staatsrätin Isabelle Chassot würdigte die nachhaltige Arbeit von Agnes Lisulo als Ausbildnerin von Frauen in Batik, Gärtnerei,
Fischzucht, Gesundheit und Ernährung: «Wenn ich von Ihren Leistungen lese, habe ich das Gefühl, in Gegenwart einer universalen Frau zu sein.»
Im Zentrum des Gottesdienstes stand ein Bibeltext aus dem Johannesevangelium zur Geschichte vom reichen Fischfang, erläutert von Simone Wüthrich, Studienleiterin von Mission 21, und Jaques Küng, Generalsekretär des Département missionaire. Der Gospelchor Evedyah aus Estavayez-le-lac liess mit seinen afrikanischen Liedern die tiefe Religiosität afrikanischer Kirchen im Gottesdienst spürbar werden.