Medienmitteilung – Die Reformierte und die Römisch-Katholische Landeskirche sind seit Jahrzehnten mit je einer Beauftragten an den sechs Kantonsschulen im Kanton Aargau präsent. Mit grossem Bedauern haben die Kirchenräte beschlossen, dieses Engagement per Ende Schuljahr 2024/2025 aufzugeben, da eine Wirksamkeitsanalyse zeigt, dass das Angebot trotz hoher Qualität eine zu geringe Reichweite aufweist.
Die Reformierte und die Römisch-Katholische Landeskirche sind seit Jahrzehnten mit je einer Beauftragten an den sechs Kantonsschulen im Kanton Aargau präsent. Neben dem Freifach Religion bieten diese Personen Seelsorge, Beratung und Vernetzung an.
Wirksamkeitsanalyse
Eine von den Kirchen beim Schweizerischen Pastoralsoziologischen Institut SPI in St. Gallen in Auftrag gegebene Wirksamkeitsanalyse zeigte in diesem Jahr einerseits ein positives Bild der geleisteten Arbeit. Die Beauftragten erfüllen ihre Arbeit mit hoher Kompetenz und grossem Engagement. Die Rückmeldungen von denjenigen, die die verschiedenen Angebote nutzten, sind durchweg positiv: «Das Freifach Religion bietet Raum, wo es nicht nur um Fakten, Wissensaneignung und Leistung geht. Die Meinungen und Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler sind hier gefragt. Lernen von und mit anderen ist hier möglich.» Andererseits zeigt der Bericht auch klar auf, dass das Angebot trotz hoher Qualität eine zu geringe Reichweite aufweist und stellt das Verhältnis von Aufwand und Ertrag, sowie Kosten und Nutzen in Frage. Die Angebote werden nur von einer sehr geringen Zahl von Schülerinnen und Schülern in Anspruch genommen. Die erzielte Wirkung ist somit gering und steht in keinem Verhältnis zu den von den beiden Landeskirchen eingesetzten Ressourcen.
Entwicklung der Kantonsschulen
In den kommenden Jahren werden im Aargau drei neue Kantonsschul-Standorte entstehen. Angesichts der finanziellen Perspektiven der Landeskirchen ist es nicht möglich, ohne Unterstützung des Kantons an den neuen Standorten mit gleichen oder vergleichbaren Angeboten präsent zu sein.
Beendigung des Engagements an Kantonsschulen
In einer gemeinsamen Sitzung haben die Kirchenräte der Reformierten und der Römisch-Katholischen Landeskirche über die Zukunft der kirchlichen Präsenz an den Kantonsschulen beraten. Trotz grossen Bedauerns und trotz hoher Wertschätzung für das Engagement der Beauftragten an den Kantonsschulen bestand Konsens, dass sich das Angebot unter den gegebenen Bedingungen nicht länger aufrechterhalten lässt. Die Römisch-Katholische Kirche wird basierend auf dem Entscheid ihres Kirchenrats ihr Engagement an den Kantonsschulen Aarau («Alte Kantonsschule»), Baden und Wohlen per Ende Schuljahr 2024/2025 aufgeben. Der Kirchenrat der Reformierten Kirche Aargau wird der Synode im November 2024 den Antrag vorlegen, das Engagement an den Kantonsschulen Aarau («Neue Kantonsschule»), Wettingen und Zofingen ebenfalls per Ende Schuljahr 2024/2025 zu beenden.
Die Kirchenräte bedauern die Notwendigkeit dieses Schritts ausserordentlich, da die Beauftragten der Landeskirchen mit ihrem Angebot einen Beitrag zur Bildung Jugendlicher und junger Erwachsener im Sinne der Präambel zum Schulgesetz leisten. Die Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Spiritualität und Religion im eigenen Leben sowie in der Gesellschaft trägt wesentlich dazu bei, junge Menschen auf ihrem Weg zu «selbstständigen und verantwortungsbewussten Bürgern, zu gemeinschaftsfähigen, an Geist und Gemüt reifenden Menschen» zu begleiten.
Zukünftig liegt es im Ermessen der einzelnen Kantonsschulen, ob das das Freifach Religion, Kulturen, Ethik – wie andere Freifächer auch – durch die Kantonsschulen ausgeschrieben wird und ob das Angebot von Seelsorge und Begleitung in interprofessionelle Beratungsteams der Schulen integriert wird.