Die ökumenische Impulsveranstaltung zur SchöpfungsZeit in Rheinfelden machte Mut für positive Visionen und unverschämt grosse Träume.
Im September feiern die Kirchen schweiz- und weltweit die Schöpfungs-Zeit, die dem Gebet für die Erde und der Förderung eines nachhaltigen Lebensstils gewidmet ist. Dieses Jahr unter dem Thema: «Höchste Zeit für die Schöpfung ». Am Freitag, 23. September – zeitgleich mit den grossen Demonstrationen des Klimastreiktags – fand die Impulsveranstaltung der Landeskirchen Aargau und Basel in Rheinfelden statt.
Engagierte Jugend als Hoffnung
Die beiden jungen Magdener Grit Tzschichholz und Cyrill Campani vom Projekt «Klimafreunde» führten die fünfzig Teilnehmenden durch den Klimaweg mit Informationstafeln im Garten der römisch-katholischen Kirche. Dass es «höchste Zeit für die Schöpfung» ist, wurde bei den Ansprachen deutlich: «Die Klimakrise und das weltweite Artensterben sind gegenwärtig die bedrohlichsten und am dringendsten zu lösenden Probleme der Menschheit». Doch die beiden zeigten nicht nur die Probleme auf, sondern verwiesen vielmehr auch auf die Hoffnungszeichen der letzten Jahre: die «Fridays for Future»-Bewegung, Klima-Aktionspläne, Gemeinwohl-Ökonomie und Klimabildung als Teil des Lehrplans. Mit spürbarer Begeisterung skizzierten die beiden eine Welt voll neuer Lebensqualität und Lebenslust mit Kreislaufwirtschaft, sowie Zugang zu gesunder Nahrung und sauberem Trinkwasser für alle. Eine Welt, in der «jedes Kind weiss, wie ein Rüebli wächst». Eine Welt voll positiven Visionen und «unverschämt grossen Träumen» für die Zukunft, denn «die Träume von heute, kreieren die Welt von morgen.» Eine Welt, in der Verbote, z. B. für Investitionen in fossile Energien, Steuererleichterungen im Flugverkehr oder synthetische Pestizide, nicht die einzige Motivation für Veränderungen sind.
Gemeinsame Feier
Der zweite Teil – eine liturgische Feier in der Kirche – nahm Bezug auf den ersten: Die Kirche sei der Ur-Ort für Träume, sagte die römisch-katholische Seelsorgerin und Gastgeberin Monika Lauper bei der Begrüssung. Der Pfarrer der christkatholischen Kirchgemeinde, Peter Feenstra, betete für die «grossartige Schöpfung»: dass wir ihre Schönheit sehen, uns als Teil von ihr wahrnehmen, ihre Unversehrtheit schützen. Daniel Frei, Inhaber des reformierten Pfarramts für weltweite Kirche beider Basel, verglich die von Jahr zu Jahr fortschreitenden Informationstafeln des Klimawegs mit dem Schöpfungsbericht am Anfang der Bibel. Stephan Degen-Ballmer von der Reformierten Landeskirche Aargau predigte über den Schwund der Artenvielfalt. Er verwies auf den biblischen Gedanken, dass Gottes Unendlichkeit in der endlichen Schöpfung als Vielfalt und zweckfreie, unverfügbare Schönheit zum Ausdruck komme. Schliesslich nahm Degen-Ballmer Bezug auf den Gedanken der jüdischen Theologie, dass Gott gerade nicht als Schöpfer und Schaffer anzusehen sei. Sondern dass umgekehrt Gottes Rückzug, Selbstbeschränkung und Verringerung jenen Raum gab, in dem die Geschöpfe entstehen konnten. Diese Gottesvorstellung, folgerte Degen-Ballmer, gelte es auf uns Menschen zu übertragen: Es sei «höchste Zeit» für uns Menschen, uns selbst zu beschränken zum Wohl der Schöpfung. Es gelte, zur Ruhe zu kommen, wie Gott zur Ruhe kommt am siebten Tag, dem Sabbat.
Schalom zum Sabbat
Da die Feier am Freitagabend stattfand – zum jüdischen Sabbatbeginn – sang ein Ad hoc-Chor unter der Leitung des jüdischen Pianisten Rani Orenstein «Schalom alechem, Malachei haSchalom», «Friede sei mit euch, ihr Engel des Friedens.»: das Lied, mit dem der Feiertag traditionell eröffnet wird. Nach dem Ausklang mit dem «Nachtstück» von Robert Schumann gab es einen vegetarischen Apéro mit Falafel, Humus und Baba Ghanush, ausgerichtet von der Yoya Pitabar in Basel. Der israelisch-jüdische Inhaber des Restaurants, Jakob «Yacki» Cohen, teilte uns im Nachhinein mit, dass der Apéro offeriert sei, weil Rosh haSchana, das jüdische Neujahrsfest vor der Tür stehe. Das rundete einen Anlass ab, der einen insgesamt überraschend hellen Blick auf die Zukunft warf.