Medienmitteilung – Die Zahl der deklarierten Kirchenaustritte aus der Reformierten Kirche Aargau hat 2022 einen neuen Höchststand erreicht. Die Zahl der Taufen und der kirchlichen Trauungen stieg jedoch nun schon das zweite Jahr in Folge an. Mit dem ambitionierten Reformprozess, den der Kirchenrat 2021 angestossen hat, soll die Reformierte Kirche Aargau gestärkt werden, um ihren Auftrag auch unter veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wahrnehmen zu können.
Kirchliche Handlungen 2022: Taufen, Konfirmationen, Trauungen, Abdankungen
Die Anzahl von Taufen und kirchlichen Trauungen stieg – nach dem Corona-bedingten Tiefststand im Jahr 2020 – das zweite Jahr in Folge an, auch wenn das Niveau von 2019 bisher noch nicht wieder erreicht ist. Im vergangenen Jahr haben die 126 Pfarrerinnen und Pfarrer der Reformierten Kirche Aargau 796 Kinder getauft (Vorjahr: 644), 1122 junge Erwachsene konfirmiert (Vorjahr: 1126), 112 Paare kirchlich getraut (Vorjahr: 104) und 1616 Abdankungen gefeiert (Vorjahr: 1664). 16 Kinder wurden gesegnet.
Im Jahr 2022 gab es verglichen mit dem Vorjahr also 152 Taufen mehr (plus 24 Prozent) und 8 Trauungen mehr (plus 8 Prozent). Die Zahlen der Konfirmationen (minus 0.4 Prozent) und der Abdankungen (minus 3 Prozent) sind leicht zurückgegangen. 89 Abdankungen wurden im Jahr 2022 für Personen aus einer anderen Kirche oder Religion gefeiert, 66 für konfessionslose Personen. Bei 35 der 112 Traupaare kamen Braut oder Bräutigam aus einer anderen Kirche, bei 6 Paaren aus einer anderen Religion. Bei 26 Brautpaaren war ein Partner konfessionslos. Unter den Traupaaren war 2022 ein gleichgeschlechtliches Paar.
Mitgliederstatistik
4365 Personen oder 3.0 Prozent der Mitglieder sind im Jahr 2022 aus den 75 Aargauer Kirchgemeinden ausgetreten. Damit hat sich die Zahl der Austritte gegenüber dem Vorjahr erhöht. Es waren 620 Austritte mehr als 2021 (3745 Austritte) zu verzeichnen. Die Austrittsquote ist höher als jemals zuvor.
176 Personen sind in die reformierte Kirche im Aargau eingetreten. Die Zahl der deklarierten Eintritte ist gegenüber 2021 (215 Eintritte) um 17 Prozent zurückgegangen. Die Eintritte kompensierten im letzten Jahr nur 4 Prozent der Austritte.
Die Bilanz der Austritte und Eintritte ergibt ein Minus von 4189 Mitgliedern. Aufgrund der demografischen Entwicklung ist die Gesamtzahl der Mitglieder aber um 4529 Personen zurückgegangen. Ende 2022 hatten die 75 Aargauer Kirchgemeinden insgesamt 144’155 Mitglieder (Vorjahr: 148’684).
Stellungnahme von Kirchenratspräsident Christoph Weber-Berg
Kirchenratspräsident Christoph Weber-Berg ordnet die Zahlen ein: «Nachdem auch Deutschland und andere Kantone hohe Austrittszahlen melden, sind wir nicht überrascht. In den Zahlen zeigt sich die Herausforderung, in der die europäischen Kirchen gemeinsam stecken. Auch wenn die Zahlen von Taufen und Hochzeiten erfreulicherweise jetzt schon das zweite Jahr in Folge wieder ansteigen, muss sich die Kirche auf eine Zukunft mit weniger Mitgliedern vorbereiten. Der Kirchenrat hat das erkannt und daher Anfang 2021 einen ambitionierten Kirchenreformprozess angestossen. Zahlreiche Mitarbeitende und Ehrenamtliche aus den Kirchgemeinden sind in diesem Prozess partizipativ eingebunden. Ziel des Prozesses ist es, die Kirche in der Wahrnehmung ihres Auftrags unter veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zu stärken.»