Bericht von der Synode vom 5. Juni 2001 in Rothrist

Projektleiterin wird neue Kirchenratspräsidentin der Aargauer Reformierten

Veröffentlicht am 5. Juni 2002

Die am 5. Juni im Gemeindesaal in Rothrist tagende Synode der Reformierten Landeskirche Aargau hat Pfarrerin Claudia Bandixen, Leiterin des Reformprojektes «Kirche 2002», für die Amtsperiode 2003 bis 2006 zur neuen Präsidentin des Kirchenrates gewählt. Gleichzeitig wurden der Kirchenrat und die Rekurskommission neu gewählt. Ausserdem nahm die Synode Jahresbericht und –rechnungen an, verabschiedete einen Experimentierartikel für die Kirchenordnung und setzte den Konfirmationstermin neu fest.

Claudia Bandixen wird das Präsidium des Kirchenrates von Pfarrer Paul Jäggi am 1. Januar 2003 übernehmen. Paul Jäggi war 15 Jahre Präsident, davon die letzten 7 Jahre im Vollamt und tritt am Ende seiner vierten Amtsperiode zurück. Die 45-jährige neue Präsidentin, die zweite in der Geschichte der Aargauer Kirche, ist mit einem Gemeindepfarrer verheiratet und Mutter von drei Kindern. Neben verschiedenen Pfarrämtern in der Schweiz leistete sie von 1990 bis 96 für die Basler Mission einen Auslandeinsatz in Santiago de Chile mit Schwerpunkten in Frauenarbeit und Erwachsenenbildung. Seit April 2000 ist sie Projektleiterin des Reformprojektes «Kirche 2002» der Aargauer Landeskirche, das Ende dieses Jahres abgeschlossen wird.
In ihrer Kandidatur hat sie erklärt: «Im Vergleich zu anderen Denominationen erfahre ich unsere Kirche immer wieder als nüchtern, treu und mit einer traditionell demokratischen Haltung. Mein Hauptanliegen ist eine lebendige, eine lebensbejahende Kirche, die das Leben in den Kirchgemeinden und Gruppierungen fördert und dazu steht, dass sie eine Glaubensgemeinschaft ist und sein will.»

Synode 5juni02 rothrist C Bandixen mit F Zehnder und PJ
Synodepräsidentin Franziska Zehnder neben der neu gewählten Kirchenratspräsidentin Claudia Bandixen und dem abtretenden Präsidenten Paul Jäggi F. Worbs

Spannende Wahlgänge

Claudia Bandixen hat sich unter insgesamt sechs Kandidatinnen und Kandidaten erst im dritten Wahlgang mit 86 von 178 Stimmen durchgesetzt. Der Zweitplatzierte, der Luzerner Synodalratspräsident und SEK-Ratsmitglied, David Andreas Weiss, Pfarrer an der Matthäuskirche in Luzern, kam auf 71 Stimmen, Anna Schütz, bis vor kurzem Zentralsekretärin von mission 21, zur Zeit Pfarrerin in Safenwil, auf 21 Stimmen. Die drei weiteren Kandidierenden, die Pfarrer Hansruedi Pfister und Hans-Ulrich Simmen und die Pfarrerin und amtierende Kirchenrätin Therese Wagner hatten nach dem zweiten Wahlgang ihren Verzicht erklärt.
Bei den Erneuerungswahlen des Kirchenrates für die Amtsperiode 2003 bis 2006 wurden die fünf Bisherigen Dorette Leicht, Hans-Peter Mauch, Daniel Strebel, Adrian Tanner und Therese Wagner mit 136 und mehr von 175 Stimmen überzeugend wiedergewählt. Als Nachfolger der Ende 2002 ebenfalls zurück tretenden Vizepräsidentin des Kirchenrates, Ursula Bezzola aus Oftringen, wurde Konrad Naegeli, Leiter der Stiftung Schürmatt in Zetzwil, mit 151 Stimmen gewählt. Der 54 Jahre alte Manager war ursprünglich Lehrer, bevor er nach einem dreijährigen Engagement als Informationsleiter des Kernkraftwerks Leibstatt zum Leiter der Schürmatt gewählt wurde. Er hat berufsbegleitend ein Nachdiplomstudium Marketing und Betriebswirtschaft absolviert.

Rechnung und Jahresbericht 2001 mit viel Lob und einer Kritik

Die Rechnung 2001 der Zentralkasse der Evangelisch-Reformierten Landeskirche des Kantons Aargau, die bei einem Gesamtvolumen von 11'692‘646 Franken mit einem Ertragsüberschuss von 57'791 Franken ausweist, gab nicht viel zu diskutieren und wurde fast einstimmig angenommen. Der Überschuss resultiert zum grossen Teil daraus, dass einzelne Stellen wie die Studienleitung Rügel nicht besetzt waren. Der Synodale Wolfram Kuhlmann, Pfarrer in Bözberg, bemängelte allerdings, dass als Überschuss eigentlich 100'000 Franken mehr hätten ausgewiesen werden müssen. Denn in der Rechnung sei eine nicht budgetierte Einlage von 100'000 Franken in den Fonds für ausserordentliche Massnahmen im Personalbereich verbucht worden. Der Kirchenrat hatte auf diese Einlage selbst hingewiesen, wollte aber mit dem Hinweis auf die Vertraulichkeit personeller Massnahmen und die bereits erfolgte Prüfung durch die Geschäftsprüfungskommission keine detaillierten Auskünfte geben.
Aus diesem Überschuss werden je 5000 Franken an die Konferenz Europäischer Kirchen und an den Reformierten Weltbund als Zeichen weltweiter Solidarität mit anderen Kirchen überwiesen. Akke Goudsmit, Hausen, beantragte einen zusätzlichen Beitrag von 10'000 Franken für die Hungerhilfe im südlichen Afrika, der ebenfalls von der Synode angenommen wurde. Der Rest wird als Einlage in das Eigenkapital der Landeskirche verbucht. Lob erntete der Jahresbericht 2001 für seine schlankere Form mit der Hälfte des bisherigen Umfangs. Diese Reduktion war möglich, weil sich inzwischen die monatlich mit einer Auflage von 2600 Exemplaren erscheinende Mitarbeiterzeitung «a+o» als regelmässiges Informationsmedium etabliert hat.

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Synode im Gemeindesaal in Rothrist F. Worbs

Rekurskommission und zwei Geschäfte

Die Rekurskommission wurde ebenfalls für die Amtsperiode 2003 bis 2006 neu gewählt. Sie besteht neu aus fünf Mitgliedern, alle bisher vertreten: John Christoffel, Präsident, Willi Dürig, Ursula Padrutt, Rudolf Schmidt und Jürg Vögtli. Neu wurden auch zwei Ersatzmitglieder gewählt, analog der Zusammensetzung eines Gerichts, wie es das Bundesgericht in einem Rekursurteil der Landeskirche empfohlen hat. Gewählt wurden Max Schönsleben und als neues Mitglied Markus Sahli.
Bei den Sachgeschäften entschied die Synode, die Kirchenordnung der Aargauer Reformierten um einen Experimentierartikel zu ergänzen, der es den Kirchgemeinden erlaubt – mit Genehmigung des Kirchenrates – zeitlich befristete Versuche durchzuführen, «die den Rahmen der geltenden Kirchenordnung überschreiten, namentlich auf dem Gebiet des Gottesdienstes, der Gemeindestruktur und der Gemeindeorganisation». Schliesslich beantragte der Kirchenrat, den Zeitraum für Konfirmationsfeiern in Aargauer Kirchgemeinden auf «frühestens zwei Sonntage vor Palmsonntag, spätestens an Pfingsten» auszuweiten. Die Synode stimmte dann der weiter gehenden Variante von Dietmar Blanke, Niederwil, zu und setzte den Termin auf «frühestens drei Sonntage vor Palmsonntag, spätestens an Pfingsten» fest.

Synode 5juni02 rothrist Plenum von vorn 1
Kirchenrat und Synode in Rothrist F. Worbs

Zusammenfassung der Beschlüsse

Anträge Synodebüro zu Anzahl Kirchenratsmitglieder: Für die Amtsperiode 2003 - 2006 wird die Zahl der Mitglieder des Kirchenrats auf 7 festgelegt (Präsidium und 6 weitere Mitglieder).

Auf Antrag der Fraktion Kirche und Welt muss der Kirchenrat, zum Abschluss des Organisationsprozesses der Landeskirche, der Synode eine begründete Empfehlung über die optimale Anzahl der Kirchenratsmitglieder abgeben. Der dann getroffene Synodebeschluss ist ab 2007 umzusetzen.

Wahlen Kirchenratspräsidium: Gewählt wurde im 3. Wahlgang Pfrn. Claudia Bandixen mit 86 von 178 gültigen Stimmen.

Wahlen Kirchenrat: Gewählt wurden Dorette Leicht (160 Stimmen), Hans-Peter Mauch, DM (169), Daniel Strebel (171), Adrian Tanner (152), Pfrn. Therese Wagner (136) – alle bisher, Konrad Naegeli, neu, (151 Stimmen).

Wahlen Rekursgericht: Gewählt wurden alle Bisherigen: John Christoffel, Willi Dürig, Ursula Padrutt, Rudolf Schmid und Jürg Vögtli. Neu wurden auch zwei Ersatzmitglieder gewählt: Max Schönsleben, bisher und Markus Sahli, neu.

Der Jahresbericht 2001, in neuer Form, wurde genehmigt

Jahresrechnungen 2001: Folgende Rechnungen wurden ohne Gegenstimme genehmigt: Kirchenrechnung, TagungsZentrum Rügel; Heimgarten Aarau; Heimgarten Brugg

Experimentierartikel in der Kirchenordnung: ohne Änderungen genehmigt. Neue Ziff. 19 im § 103 der Kirchenordnung: «Der Kirchenrat kann auf Gesuch einzelner Kirchgemeinden hin Versuche bewilligen, die den Rahmen der geltenden Kirchenordnung überschreiten, namentlich auf dem Gebiet des Gottesdienstes, der Gemeindestruktur und der Gemeindeorganisation. Solche Versuche müssen begründet, sachlich genau umschrieben und zeitlich sinnvoll befristet sein. Sie bedürfen der Zustimmung der Kirchgemeindeversammlung. Ihre Durchführung ist vom Kirchenrat zu begleiten ...»

Beantwortung der Motion vom Sept. 2001 betreffend «Terminfestlegung der PH-Feiern des 4. katechetischen Teils (Konfirmationen)»: Das Reglement über das Pädagogische Handeln (SRLA 431.100) Art. 26, Abs2 heisst neu: «Die Konfirmationsfeiern finden frühestens drei Sonntage vor Palmsonntag, spätestens an Pfingsten statt, vorzugsweise jedoch am Palmsonntag.» In Art 5 ist neu ein Abs. 3: «Der Kirchenrat regelt die Ausnahmebestimmungen im Rahmen des PH-Modells für Menschen mit Behinderungen.»

Nächste Synodesitzung: Mittwoch, 20. November 2002 in Aarau

verfasst von
ria