Nachdem die finanzielle Situation des Tagungshauses Rügel seit mehreren Jahren nicht zufriedenstellend ist, hat der Kirchenrat beschlossen, den Verkauf aller Immobilien auf dem Rügel voranzutreiben. Geplant ist die Durchführung eines öffentlichen Auktionsverfahrens im ersten Semester 2023. Die abschliessende Entscheidung über den Verkauf liegt in den Händen der Synode und wird dieser voraussichtlich im November 2023 vorgelegt.
Der Rügel wurde als Bildungshaus der Aargauer Landeskirche im August 1956 eröffnet und erfreute sich bald hoher Nachfrage als kantonales Kirchgemeindehaus, in dem verschiedene Kirchgemeinden ihre Zusammenkünfte, Tagungen und Lager durchführten. Über viele Jahre wurde ein breites Kurs- und Tagungsangebot von einer eigenen Studienleitung erfolgreich angeboten. Der Rügel wurde so zu einer Heimat für viele, zu einem Ort von zahlreichen Erinnerungen. Die Erwachsenenbildung hat sich seither gewandelt: Angebote mit Übernachtung sind kaum noch gefragt, vielmehr werden eintägige Kurse an gut mit dem ÖV erreichbaren Orten – oder sogar im Internet – immer mehr bevorzugt.
Seit 2013 verpachtet
Seit der Verpachtung im Jahr 2013 investierte die Landeskirche einen grösseren Betrag in den Unterhalt und den Erhalt der Liegenschaften auf dem Rügel. Gleichzeitig ist die Nutzung des Rügels durch die Kirchgemeinden immer stärker zurückgegangen und bewegt sich noch in der Grössenordnung von fünf Prozent des erzielten Umsatzes. Der bestehende, zehnjährige Pachtvertrag wurde im Jahr 2022 um 5 Jahre bis Ende 2027 verlängert. Gemäss Nachfolgevertrag hat die Landeskirche während der Pachtdauer ein Verkaufsrecht und die Pächter haben im Gegenzug ein Vorkaufsrecht. Mit der Kündigung des langjährigen Mieters des Leiterhauses per Mitte 2022, beschloss der Kirchenrat an seiner Sitzung vom 24. Juni 2021, einen Verkauf aller Immobilien zu prüfen. Das a+o berichtete darüber im September 2021.
Kaufangebot für den Rügel
Ein Verkauf der Rügelliegenschaften ist schwierig. Einerseits liegt ein grosser Teil der Grundstücke in der Landwirtschaftszone und gleichzeitig auch noch in der Hallwilerseeschutzzone, sodass baulich sehr starke Restriktionen bestehen. Gleichzeitig verspricht die wirtschaftliche Lage aufgrund der gemachten Erfahrungen höchstens eine kleine Rendite. Auch der Unterhaltsbedarf der Liegenschaften ist aufgrund deren Alters weiterhin hoch. Trotzdem hat der Kirchenrat ein Angebot für einen Verkauf des Rügels erhalten und beschlossen, darauf einzutreten und einen Vorvertrag unter Auflagen und unter Vorbehalt der Zustimmung durch die Synode abzuschliessen.
Öffentliche Auktion von Februar bis Juni 2023
Da es sich mehrheitlich um «Spezialliegenschaften» handelt und deshalb bezüglich des effektiven Wertes der Liegenschaften eine erhebliche Unsicherheit besteht, hat der Kirchenrat weiter beschlossen, ein öffentliches Auktionsverfahren durchzuführen. Dieses wird ab Februar 2023 durch die Firma Realit Treuhand AG durchgeführt. Kaufinteressenten müssen dabei dieselben Bedingungen des bereits abgeschlossenen Vorvertrags erfüllen und ihre Zahlungsfähigkeit nachweisen. Allfällige Verhandlungen sollen im Juli 2023 abgeschlossen werden, damit der Synode das Geschäft im Herbst 2023 unterbreitet werden kann.