Ausbildung in Palliative Care stärkt die Pflegeberufe.

Zertifikatsfeier Palliative Care 2023

Veröffentlicht am 27. November 2023

Medienmitteilung – Am 16. November feierten 120 Absolventinnen und Absolventen ihren Abschluss in Palliative und Spiritual Care im Kultur und Kongresshaus Aarau. In diesem Jahr wurde die Zertifikatsfeier für die verschiedenen Lehrgänge erstmals gemeinsam von den drei Kooperationspartnern – den Aargauer Landeskirchen, Careum und dem Schweizerischen Roten Kreuz – durchgeführt. Durch diese Kooperation werden verstärkt Mitarbeitende in Pflegeberufen erreicht und in ihrem Berufsbild gestärkt.

Sich Zeit nehmen, zuhören, nachfragen – im eng getakteten Pflegebereich fehlt dafür oft die Zeit. Insbesondere in der Pflege und Betreuung von unheilbar kranken Menschen ist jedoch ein ganzheitlicher, spiritueller Ansatz, der über die rein medizinische Versorgung hinausgeht, wichtig. Im Jahr 2010 begann die Reformierte Landeskirche Aargau daher mit der Ausbildung von Freiwilligen in Palliative Care. Seit 2016 wurden die Kurse gemeinsam von allen Aargauer Landeskirchen getragen. Dank der Kooperation mit dem Roten Kreuz Aargau und Careum wird nun mit den Kursen verstärkt auch Fachpersonal aus den Bereichen Medizin und Pflege erreicht. Martina Holder-Franz, Bildungsverantwortliche für Palliative Care und Begleitung der Aargauer Landeskirchen, sagt: «Durch Palliative Care wird ein interdisziplinärer, ganzheitlicher Ansatz gefördert. Palliative Care ist Teamwork. Das stärkt auch die Mitarbeitenden in Pflegeberufen.» Viele der Kursteilnehmenden meldeten zurück, dass die Auseinandersetzung mit dem Sterben ein grosser Gewinn für den eigenen Lebensweg sei, und dass das gemeinsame interdisziplinäre Lernen Fachwissen und Kommunikationsfertigkeiten gefördert habe.

Zertifikatsfeier

Zum ersten Mal wurde die Zertifikatsfeier für Absolventinnen und Absolventen in diesem Jahr gemeinsam von den drei Kooperationspartnern – den Aargauer Landeskirchen, Careum und dem Schweizerischen Roten Kreuz – durchgeführt. Im Namen der drei Landeskirchen sprach der römisch-katholische Kirchenrat Martin Rotzler von der Bedeutung der Weiterentwicklung von Palliative Care. In ihren Grussworten erinnerten Regula Kiechle, Schweizerisches Rotes Kreuz, und Nadja Sträuli im Namen des Careum daran, dass verstärkte Anstrengungen nötig seien, um die öffentliche Auseinandersetzung mit dem Thema Sterben und Endlichkeit zu fördern. Landammann Jean-Pierre Gallati hob das Engagement der Freiwilligen hervor, die wesentlich dazu beitragen, dass die Haltung von Palliative Care im Kanton Verbreitung findet. Er ergänzte: Die Realisierung von Zielen im Bereich Palliative Care sei nur gemeinsam, mit den Kirchen, palliative aargau und anderen Trägerorganisationen, möglich. Auch Claudia Hauser, Präsidentin von palliative.aargau, machte sich für eine Vernetzung stark, um Palliative Care bekannter zu machen. Die gemeinsame Zertifikatsfeier ist ein grosser Schritt in Richtung besserer Vernetzung und engerer Zusammenarbeit. Mit Kerzen, die den 120 Absolventinnen und Absolventen überreicht wurden, wurde zum Ausdruck gebracht, dass alle Disziplinen im Bereich Palliative Care Lichtträger sind, die das Leben und die Lebensqualität in Krankheit und Abschied in den Vordergrund rücken.

Öffentliche Fachvorträge: Medizinische und Theologische Perspektive im Dialog

Im Anschluss an die Zertifikatsfeier betrachteten die beiden Referenten, Prof. Dr. theol. Ralph Kunz und Dr. med. Roland Kunz, die spirituelle Dimension am Lebensende aus der Perspektive der Seelsorge und der Medizin und stellten fest, dass in unserer Gesellschaft oftmals ambivalente Haltungen gegenüber dem Sterben dominieren. Der Mediziner Roland Kunz erzählte, dass einige Menschen das Thema Palliative Care meiden, da für sie mit dem Nachdenken über Palliative Care auch der Tod viel näher rücke. Der Theologe Ralph Kunz ergänzte: Gerade die Auseinandersetzung mit Palliative Care könne jedoch helfen, den Tod nicht als Schreckgespenst zu erblicken, sondern das Geschenk des Lebens zu würdigen. Er machte Mut, sich zu überlegen, welche Kraftquellen den Herausforderungen gegenüberstehen, wenn wir das Thema Endlichkeit zulassen. In der Kunst zeige sich, dass in unserer langen Kulturgeschichte schon immer eine Auseinandersetzung mit den Themen Krankheit und Sterben stattfand und es zur menschlichen Existenz gehöre, sich mit Veränderungen, Wegetappen und Verlusten auseinanderzusetzen. Mediziner Roland Kunz sagte, die Kunst des Sterbens, die ‹ars moriendi›, sei nicht neu, wir müssten uns nur wieder damit auseinandersetzen, dass am Ende des Lebens viele Entscheidungsprozesse wichtig sind.