Respektvoll und wertschätzend miteinander umgehen: das ist der Leitgedanke der Präventionsarbeit der Reformierten Kirche Aargau. Diese Seite informiert Mitarbeitende und Behörden über das Konzept, über die Ziele und die drei Massnahmen der Präventionsarbeit (Verhaltenskodex, Schulungen und Sonderprivatauszug), über die nächsten Schulungstermine (für Mitarbeitende, Kirchenpflegen, Jugendarbeitende und Freiwillige im Besuchsdienst), sowie über das Vorgehen im Verdachtsfall und Ansprechpersonen.
In der öffentlichen Wahrnehmung werden die Themen Prävention und Intervention oft vermischt. Die Landeskirche hat für beides unterschiedliche Handlungsleitlinien.
Prävention und Beziehungsgestaltung: Kirchliche Arbeit ist oft Beziehungsarbeit. Sei es in Seelsorge, Begleitung, Unterricht oder Jugendarbeit: Beziehungen vertrauensvoll zu gestalten ist anspruchsvoll. Zentral ist ein sorgsamer Umgang mit Macht – insbesondere in asymmetrischen Beziehungen, in denen ein Machtgefälle besteht. Der sorgsame Umgang mit Macht stellt sich nicht einfach so ein, sondern muss bewusst gelebt, gestaltet und gefördert werden durch Strukturen und eine Kultur, die Reflexion, Feedback und Austausch ermöglicht. Wertschätzendes Verhalten und Taktgefühl werden kontinuierlich erlernt: Die Gestaltung respekt-voller und wert-voller Begegnungen ist ein lebenslanger Lernprozess. Wenn Menschen sich jemandem mit existenziellen Fragen anvertrauen, haben sie Anspruch auf Seelsorgende und Mitarbeitende, die sich immer wieder mit ihrem Taktgefühl und ihrem wertschätzenden Verhalten auseinandersetzen. Ein Team, das in einer zugewandten Teamkultur rund um Nähe sprachfähig bleibt und sich explizit die Erlaubnis für gegenseitiges Feedback gibt, schafft den Boden für Prävention und vertrauensvolle Beziehungen.
Intervention und Verdacht auf Straftaten: Ziel ist es, Übergriffe zu stoppen. Dies gelingt nur durch ein koordiniertes Vorgehen. Die Fallführung liegt bei der Landeskirche. Hinweise und Kontaktdaten am Ende dieser Seite.
Die Landeskirche verfolgt mit der Präventionsarbeit folgende Ziele:
- Kinder, Jugendliche und Erwachsene fühlen sich im kirchlichen Umfeld sicher: Eine Kultur von Transparenz und Besprechbarkeit von heiklen Nähe- bzw. Risikosituationen bietet Schutz vor Grenzverletzungen wie sexuellen Übergriffen, Machtmissbrauch sowie spirituellen Grenzüberschreitungen.
- Betroffene von Manipulationen, Grenzverletzungen und sexuellen Übergriffen werden gestärkt und unterstützt: Interne und externe Beratungsstellen und Unterstützungsmöglichkeiten stehen zur Verfügung.
- Die Mitarbeitenden der Kirche wissen, wie sie herausfordernde Situationen angemessen gestalten: Die angebotenen Präventionskurse eröffnen Mitarbeitenden Handlungsoptionen und vermitteln Wissen rund um Prävention. Klare Handlungsrahmen bieten Schutz vor Fehlinterpretationen und Missverständnissen und damit vor falschen Anschuldigungen.
- Die Mitglieder der Kirchenpflegen wissen, an wen sie sich bei Verdacht auf Straftaten wenden müssen: So ist eine klare, koordinierte Vorgehensweise gemäss Interventionsleitfaden durch die Landeskirche gewährleistet.
Massnahmen
Drei Massnahmen zur Prävention von Grenzverletzungen hat die Synode 2018 beschlossen und in die Kirchenordnung aufgenommen:
- Verhaltenskodex: das wichtigste Handlungsinstrument: Im Verhaltenskodex werden Risiko- bzw. Nähesituationen im kirchlichen Kontext beschrieben und Qualitätsstandards im Umgang mit diesen verbindlich festgehalten. Dies gibt einen klaren Rahmen und ermöglicht das Einfordern dieser Qualität im Alltag – auf allen Hierarchieebenen. Der Verhaltenskodex enthält Reflexionsfragen, welche heikle Alltagssituationen in den einzelnen Teams besprechbar machen, denn wirksame Prävention braucht Besprechbarkeit, eine Fehler- und Feedbackkultur. Diese Transparenz in muss in einer tragenden Teamkultur gelebt werden. Dies erfordert zeitliche Ressourcen für Austausch und entsprechende Teamgefässe. Der Verhaltenskodex mit Verpflichtungserklärung muss von allen Mitarbeitenden, die in ihrer Tätigkeit mit Kindern, Jugendlichen oder Personen in Abhängigkeitsverhältnissen Kontakt haben unterzeichnet werden.
- Regelmässige Schulungen für freiwillige, ordinierte oder nicht ordinierte Mitarbeitende: Alle kirchlich Tätigen unterliegen den gleichen Qualitätsansprüchen. Durch obligatorische und freiwillige Schulungen werden das Wissen zum Schutz vor Grenzverletzungen wachgehalten und neue Impulse für die tägliche (Führungs-) Arbeit vermittelt, denn ein sorgsamer Umgang mit Macht stellt sich nicht einfach so ein, sondern ist eine Errungenschaft jeder einzelnen Person und Organisation.
- Einreichen eines Sonderprivatauszugs: Alle Berufsgruppen, welche mit Kindern, Jugendlichen und Personen in Abhängigkeitsgefällen zu tun haben, reichen einen Sonderprivatauszug ein. Dieser gibt Auskunft darüber, ob es einer Person untersagt ist, eine Tätigkeit mit Minderjährigen oder mit besonders schutzbedürftigen Personen auszuüben oder mit solchen in Kontakt zu treten. Der Sonderprivatauszug stellt eine wirksame Schwelle für das Fernhalten von bereits verurteilten Straftätern und Straftäterinnen dar.
- Sonderprivatauszug (PDF)
- Verhaltenskodex 2023 - Broschüre (PDF)
- Verhaltenskodex 2023 - Reflexionsfragen (PDF)
Kurse und Schulungen
Basiskurse für Mitarbeitende (A1) sind obligatorisch, dauern einen Tag und müssen spätestens im zweiten Jahr der Anstellung besucht werden. Thematisiert werden der Verhaltenskodex und die Besprechbarkeit, die Rollenklarheit und die Handlungssicherheit in heiklen Alltagssituationen.
Aufbaukurse für Mitarbeitende (A2) sind obligatorisch, dauern einen halben Tag und müssen einmal pro Amtsperiode besucht werden. Thematisiert wird die achtsame Gestaltung von asymmetrischen Beziehungen im kirchlichen Kontext.
- Mitarbeitende Basiskurs Dienstag, 20. Mai, 9-16.30 Uhr
- Mitarbeitende Basiskurs Donnerstag, 12. Juni, 9-16.30 Uhr
- Mitarbeitende Aufbaukurs Dienstag, 2. September, 8.30-12 Uhr
- Mitarbeitende Aufbaukurs Dienstag, 2. September, 13.30-17 Uhr
Basiskurse für Kirchenpflegemitglieder und Kontaktpersonen (B1) sind freiwillig, dauern einen halben Tag und finden nach Amtsantritt statt. Thematisiert werden Aufgaben des Personalmanagements bezüglich Prävention.
Aufbaukurse für Kirchenpflegemitglieder und Kontaktpersonen (B2) sind freiwillig, dauern einen halben Tag und finden nach Bedarf statt. Thematisiert werden Führungsaufgaben und Handlungspflichten im Bewerbungsverfahren.
Basiskurse für freiwillig Mitarbeitende in der Jugendarbeit (C1) sind freiwillig, dauern einen halben Tag und finden einmal während des Engagements statt. Thematisiert werden die Fragen Wann ist nah zu nah? Was können Jugendleitende und Freiwillige tun, damit alle möglichst safe sind?
Aufbaukurse für freiwillig Mitarbeitende in der Jugendarbeit (C2) sind freiwillig, dauern einen halben Tag und finden nach Bedarf statt. Thematisiert werden die Gestaltung von Nähesituationen im Team, sowie die Anwendung des Verhaltenskodex.
- Freiwillige Jugendarbeit Basiskurs Dienstag, 27. Mai, 18-21 Uhr
- Freiwillige Jugendarbeit Aufbaukurs Dienstag, 3. Juni, 18-21 Uhr
Basiskurse für Freiwillige im Begleit- und Besuchsdienst (D1) sind freiwillig, dauern einen halben Tag und finden einmal während des Engagements statt. Thematisiert werden die Fragen: Wie gestalten wir Beziehungen wert-voll? Wie gelingt eine taktvolle, sorgfältig gestaltete Nähe im Begleit- und Besuchsdienst?
Aufbaukurse für Freiwillige im Begleit- und Besuchsdienst (D2) sind freiwillig, dauern einen halben Tag und finden nach Bedarf statt. Thematisiert werden Rollenklarheit und Rollenbewusstsein im Begleit- und Besuchsdienst und die Frage, welche Handlungsinstrumente Orientierung und Sicherheit bieten.
Holangebote: Neben den Kursen, die im Haus der Reformierten in Aarau stattfinden, werden Holangebote für Kirchgemeinden und Kirchenpflegen angeboten. Dauer ca. 2 Stunden. Datum und Ort nach Absprache. Folgende Kurse werden von Ute Spiekermann angeboten:
- Feedback geben – eine zentrale Aufgabe für Kirchenpflegen: Wie konstruktives Feedback geben und Qualität in der Beziehungsgestaltung einfordern?
- Würde ist das Recht, nicht gedemütigt zu werden: Machtreflexion in Teams. Für mehr Sorgfalt im Umgang mit Macht.
- Vertrauensvoll, aber anspruchsvoll! Wie geht das?: Eine Misstrauenskultur verhindern – eine Besprechbarkeitskultur fördern.
Umgang mit heiklen Risiko- und Nähesituationen
Wenn Sie eine Situation beobachtet haben, die Ihnen problematisch erscheint oder bei der Sie nicht sicher sind, ob das Verhalten der beteiligten Personen korrekt ist:
- Geben sie der betreffenden Person ein Feedback. Sie können dabei den Verhaltenskodex als Besprechungsgrundlage und Handlungsinstrument nutzen.
- Die Fachstelle Prävention berät sie bei der Einordnung und beim weiteren Vorgehen.
- Die Gesamtkirchlichen Dienste nehmen Meldungen zu sexuellen und spirituellen Grenzverletzungen und Übergriffen entgegen. Ergibt die juristische Einordnung, dass es ich um eine Straftat handelt, koordiniert die Person alle weiteren Schritte. Sie setzt sich dafür ein, dass der Vorfall vollständig geklärt wird. Ergibt die juristische Einordnung, dass es um eine Grenzverletzung ohne strafrechtliche Relevanz handelt, empfiehlt die Koordinationsperson die Intervention durch die Anstellungsbehörde.
Vorgehen bei einem strafrechtlich relevanten Verdacht
Grundsätzlich gilt in der Landeskirche folgendes Vorgehen bei einem strafrechtlich relevanten Verdacht: Falls Sie Kenntnis von einer Straftat haben, sollten sie zwingend alles möglichst präzise zu notieren und mit den zuständigen Personen der Landeskirche Kontakt aufnehmen. Die Leitungsperson der Gesamtkirchlichen Dienste nimmt Meldungen zu (sexuellen) Grenzverletzungen und Übergriffen entgegen. Wir bitten Sie ausdrücklich, nicht ohne Rücksprache mit der Landeskirche selbst aktiv zu werden.
Beratung bei sexueller Belästigung am Arbeitsplatz: Dayana Berényi Kamm, Rechtsanwältin, [email protected], 062 837 50 00
- Gesamtkirchliche Dienste
- Merkblatt sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz (PDF)
- Meldestellen für Betroffene
Rechtliche Grundlagen
Ihre Ansprechpersonen
- Ute Spiekermann
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- Fachstelle Prävention
- zum Profil
- Andreas Benz
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- Leitung Fachbereich Jugend
- Beauftragter Prävention
- Sozialdiakon
- Coach und Supervisor BSO/ACC
- zum Profil
- David Lentzsch
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- Pfarrer
- Bereichsleiter Gesamtkirchliche Dienste
- Leiter Theologie und Kirche
- Mitglied Theologische Kommission
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