Menschen, die keine geregelte Wohnsituation haben und mittellos sind, hatten im Kanton Aargau bislang kaum eine Möglichkeit, kurzfristig und unbürokratisch ein warmes Bett zu bekommen. Das hat sich geändert: Nach langjährigen Bemühungen ging an der oberen Halde 23 in Baden eine Notschlafstelle in Betrieb.
Der Grundstein für die erste Notschlafstelle im Kanton wurde mit der Gründung des Vereins Notschlafstelle Aargau gelegt. Die Trägerschaft besteht aus Vertretern der römisch-katholischen Landeskirche Aargau, der reformierten Kirche Baden sowie dem christlichen Sozialwerk Hope Baden, wobei Letzteres die Notschlafstelle mit einem Leistungsauftrag betreibt. «Wir sind erleichtert, dass wir den Menschen in Not eine Möglichkeit geben können, sicher und würdig zu übernachten», sagt Kurt Adler, Leiter Fachstelle Diakonie der römisch-katholischen Kirche Aargau und Co-Präsident des neu gegründeten Trägervereins. In der Unterkunft gibt es insgesamt zwölf Schlafplätze: Sechs Betten stehen in der Notschlafstelle zur Verfügung. Hier können Obdachlose bis zu zwei Wochen nächtigen. Weitere sechs Plätze für langfristige Schlafmöglichkeiten gibt es in der Notpension, die sich im selben Gebäude befindet und von «Hope» eingerichtet wird. Sowohl Notschlafstelle als auch Notpension sind an sieben Tagen von 19 bis 9 Uhr geöffnet. Die Bewohnerinnen und Bewohner werden dabei von einer Fachperson und einer freiwilligen Hilfsperson betreut. Auch erhalten sie ein Nachtessen und ein Frühstück; tagsüber können sie sich im «Hope» aufhalten und bei Bedarf das Mittagessen beziehen.
Dass mittellose Menschen Rückhalt haben, ist dem Trägerverein sehr wichtig, wie Adler sagt: «Wir möchten, dass sie bei uns Wärme spüren. Nicht nur im Winter durch ein warmes Bett, sondern auch durch Sicherheit und Geborgenheit.» Denn oftmals würden Obdachlose durch ihre Lebenssituation ihre Kompetenzen verlieren, beispielsweise im sozialen Bereich. «In der Notschlafstelle können sie sich vernetzen und sich mit Fachpersonen austauschen. Darüber hinaus haben Bewohner bei uns die Möglichkeit, eine Sozialberatung in Anspruch zu nehmen», fügt Daniela Fleischmann, Geschäftsleiterin von «Hope», hinzu.
Kosten: 80 Prozent gesichert
Der Betrieb von Notschlafstelle und Notpension kostet jährlich 380'000 Franken, wobei die Kosten zur Hälfte aufgeteilt werden: Die Notpension finanziert sich durch Kostenträger wie Sozialhilfe oder IV. Die Notschlafstelle hingegen wird durch verschiedene Stiftungen, Kirchen, Vereine und Private getragen. «Dank zahlreicher Zusagen können bereits 80 Prozent der für die dreijährige Pionierphase nötigen Mittel gedeckt werden», sagt Kurt Adler. Es sei schön, dass das Projekt Notschlafstelle bei den verschiedenen Institutionen auf Zuspruch stosse. «Nun hoffen wir, dass sich auch die Bevölkerung offen dafür zeigt. Um sie frühzeitig einzubinden, hat es eine Infoveranstaltung gegeben.»
Projekt Pfuusbus 2014 eingestellt
In Baden gab es in Vergangenheit bereits Bestrebungen, eine Notschlafstelle ins Leben zu rufen, etwa mit dem Projekt «Pfuusbus». Weil aber unter anderem kein geeigneter Standort gefunden werden konnte und die Bereitschaft der Gemeinden fehlte, sich an den Kosten solidarisch zu beteiligen, wurde das Projekt 2014 eingestellt.